Ein Spiel der doppelten Täuschung

Die Villa Stuck widmet dem Kölner Heribert C. Ottersbach eine packende Ausstellung
von  Abendzeitung

Die Villa Stuck widmet dem Kölner Heribert C. Ottersbach eine packende Ausstellung

Er hat „das unentwegte Bedürfnis nach Idylle und Abstraktion“ (so ein Bildtitel) im kollektiven Unbewussten erkannt, und befriedigt mit seiner Kunst beides – nicht ohne auf der Meta-Ebene diskursfähig zu bleiben: Der Kölner Maler Heribert C. Ottersbach (48), dem die Villa Stuck jetzt unter dem Titel „Hälfte des Lebens“ eine klug ausgewählte und packende Ausstellung widmet.

Ottersbach schafft mit Hilfe der Fotografie eine virtuelle Bildwelt, die verblüffend real aussieht. Er setzt seine ästhetischen, technisch perfekten Bilder am Computer aus Versatzstücken zusammen, projiziert sie auf die Leinwand und überträgt sie so in das klassische Medium der Malerei und Zeichnung – den Hightech-Hintergrund merkt man ihnen kaum an. Damit treibt Ottersbach ein Spiel der doppelten Täuschung.

Sinnsuche in Stahlgewittern?

So wie „Zwei abstrakte Maler auf der Suche nach dem Konkreten“: Man sieht Männer in einer ungefähren Landschaft, am Himmel ein paar Flugzeuge – die im Auge des Betrachters bald zu Kampffliegern werden. Krieg ist doch recht konkret, denkt man, war in der Geschichte immer mal wieder letzte Konsequenz für in Stahlgewittern verirrte, sinnsuchende Künstler.

Damit wird man Ottersbachs Oeuvre allerdings nur bedingt gerecht. Er rechnet mit unseren Sehgewohnheiten, ohne dass seine Werke eine allgemeingültige Aussage preisgeben. Er fordert, die Kunst möge wieder „von der dekorativen Entbehrlichkeit“ wegkommen, hin zu einer – im Zweifelsfall auch falschen – politischen Stellungnahme.

Eine Art horror vacui scheint hinter allen von Ottersbachs entropischen Bildern zu stehen, sowohl den Landschaften als auch den industriellen Peripherien ein fast undurchdringbares Dickicht. So wie in „Erziehung zur Abstraktion“: Da sieht man eine Art Metallteil-Lager voller Monsterschrauben, flankiert von totalitär wirkender Architektur. Eine ortlose Ödnis zwischen Schrottplatz und Munitionsfabrik – und eine Metapher für das Missverständnis der Moderne.

Roberta De Righi

Bis 11. Januar, Di – So 11 bis 18 Uhr; Katalog 27 Euro

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