Ein Schlag für Österreich?
Im Fall eines rechtspopulistischen Machtwechsels in Wien will der österreichische Percussionist Martin Grubinger sein Heimatland boykottieren. Die Gefahr, dass in Österreich bei der nächsten Nationalratswahl 2013 der hoch umstrittene FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zum Bundeskanzler gewählt wird, sei „nicht ganz unbegründet“. Wenn es dazu komme, werde er in Österreich überhaupt nicht mehr konzertieren, sagte Grubinger der Nachrichtenagentur dapd. „Ich kann nicht in einem Land auftreten, wo Rechtsradikale die Regierung stellen.“
Das heiße nicht, dass Strache-Wähler unbedingt rechtsradikal dächten – die meisten träfen ihre Entscheidung aus Frustration über die derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse und eine latente
Angst vor dem sozialen Abstieg. Trotzdem seien Strache und sein Umfeld „hochgradig gefährlich und rassistisch“, betonte Grubinger, auch wenn man sich aus parteitaktischen Gründen derzeit „etwas gemäßigter“ gebe. „Man kann nicht genug davor warnen und hoffen, dass sich möglichst viele Leute solidarisieren und alles im demokratischen Rahmen Erdenkliche tun, um einen Bundeskanzler Strache zu verhindern“.
Grubinger, der zu den weltbesten klassischen Schlagzeugern gehört, hatte im vergangenen Jahr seinen Auftritt beim Festival Carinthinischer Sommer in Kärnten aus Protest gegen die
Wiedervereinigung der beiden rechtspopulistischen Parteien FPÖ und BZÖ abgesagt. Im Ernstfall werde er sogar auswandern, sagte Grubinger. „Das kann alles passieren. Zurzeit kann ich nur
versichern, dass ich nicht in Bundesländern oder Ländern auftrete, wo Rassisten regieren. Das widerstrebt mir zutiefst.“
Mit seinen Konzerten, bei denen er Schlaginstrumente aus unterschiedlichsten Kulturen spielt, will Grubinger auch ein Zeichen für ein funktionierendes multikulturelles Miteinander setzen.
Derzeit bereitet sich der gebürtige Salzburger auf seinen neuesten Schlagzeug-Marathon am 23. August bei den Salzburger Festspielen vor.
Der 28-jährige Musiker will nicht sein ganzes Leben Schlagzeug spielen. „Ich glaube, dass wir Schlagzeuger, in etwa vergleichbar mit den Spitzensportlern, ein Ablaufdatum haben. Das kann man nicht das ganze Leben machen. Zum Glück habe ich noch andere Interessen abseits der Musik. So begeistere er sich für gesellschaftspolitische Zusammenhänge und Geschichte. “Neuere Geschichte zu studieren, das wäre etwas, was ich mir total gut vorstellen könnte.„ Aber die nächsten zehn, fünfzehn Jahre hoffe er, noch an seinem Instrument stehen zu können und vielleicht sogar noch besser zu werden.
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