Ein Rocker unter den Bösen

Bryn Terfel glänzt bei den Opernfestspielen in Puccinis „Tosca”
Volker Boser |
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Schon nach den ersten Takten war jeder Zweifel ausgeräumt: Da donnerte der römische Polizeichef seinen Ärger über die lärmenden Messdiener und Ordensbrüder derart drohend in den Kirchenraum, dass jedem im Nationaltheater rasch klar wurde: Gegen diesen Kotzbrocken ist kein Kraut gewachsen. „Un tal baccano in chiesa!” – selten hat man Scarpias Entrée so grandios eindringlich vernommen wie diesmal.

Die „Bad Boys” scheinen eine Spezialität von Bryn Terfel zu sein. Bei ihm ist Scarpia kein feinsinniger Bösewicht, sondern ein animalischer Verwandter Jagos, derb und direkt – ein in die Jahre gekommener Rocker, dem man gleich mehrere Motorräder in der Garage zugestehen würde. Stimmlich und darstellerisch war eine Meisterleistung zu bestaunen. Es ist ein Jammer, dass sich der walisische Bassbariton so selten in München erleben lässt. Puccinis „Tosca” als musikalisches Festspiel-Highlight, wer hätte das vorher gedacht.

Catherine Naglestad in der Titelpartie nahm es zwar anfangs nicht sonderlich genau, phrasierte reichlich unseriös, steigerte sich aber mächtig. Massimo Giordano (Cavaradossi) kaprizierte sich auf die lyrischen Momente. Spitzentöne bewältigte er souverän, allerdings mit Anlauf wie ein Stabhochspringer. Am Pult sorgte Marco Armiliato dafür, dass die subtile Dramatik der Musik und deren Unerbittlichkeit ungeschönt hörbar wurden. Er konnte sich dabei auf das Staatsorchester verlassen, das abermals einen großen Abend hatte.

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