Ein Näschen für den richtigen Stoff

Frederick Forsyth zeigt in „Cobra“, wie man Kokain-Kartelle wirksam zerlegt
von  Abendzeitung

Frederick Forsyth zeigt in „Cobra“, wie man Kokain-Kartelle wirksam zerlegt

Der weltweite Terrorismus ist ein Witz gegenüber der Bedrohung, die durch den Kokainhandel- und Missbrauch längst besteht: Tausende Tote jährlich durch die Verteilungskriege, noch mehr durch den Konsum, und die Unterwanderung der demokratischen Ordnung durch hunderte von Milliarden Dollar Schwarzgeld, der Gewinn aus dem tödlichen Markt.

So gesehen beweist der Britische Schriftsteller Frederick Forsyth mal wieder sein untrügliches Näschen für den richtigen Stoff, wenn er seinen neuen Roman „Cobra“ der Bekämpfung der Kokainkartelle widmet. Der ehemalige Pilot der britischen Luftwaffe und Schöpfer des legendären Romans „Der Schakal“ verlegt seinen Roman bewusst in die ganz nahe Zukunft. So genau darf man den 72-Jährigen ruhig beim Wort nehmen: Das Buch ist seine Handlungsanweisung, wie man die Kartelle knackt. Zumindest fast.

Im Dschungel der Fiktion

Zunächst muss Kokain nicht als Betäubungsmittel behandelt, sondern der Kategorie der nationalen Bedrohung zugeordnet werden. Dann schafft man eine Geheimorganisation, der selbst CIA und Militär Informationen liefern müssen, ohne eingreifen zu können. Und man braucht Supermänner vom Schlage Carl Dexters, den Forsyth-Leser schon als Tunnelratte im Vietnamkrieg kennen gelernt haben (in „Der Rächer“). Und damit ist man längst im Dschungel der Fiktion, egal, wie akribisch Forsyth seine Romane recherchiert und die Schauplätze bereist.

Die Personen als eindimensional zu kritisieren, wäre ein Witz, Forsyth Romane sind bevölkert von Klischees und Schablonen. Aber sie sind hochinteressant, was den technischen Aspekt der Organisation und Kriegsführung betrifft. So plastisch konnte man dem Kokain von seinem Anbau in Kolumbien, Peru und Bolivien bis hin zum Konsum in Westeuropa oder Nordamerika selten folgen. Auch die Einsätze der Spezialtrupps sind so detailliert ausgearbeitet, als wolle Forsyth sich mit seiner Leserschaft eine eigene Truppe heranzüchten. Es bleibt allerdings zu befürchten, dass die Realität stärker ist. Forsyth wird wohl noch lange von den einflussreichen Dons aus Kolumbien lesen müssen.

Volker Isfort

Frederick Forsyth: „Cobra“ (Bertelsmann, 400 S., 22.90 Euro, erscheint am 2. 11.)

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