Ein live neu gesetzter Meilenstein zwischen E und U

Jon Lord, das Deutsche Filmorchester Babelsberg und die Deep Purple Coverband Demon’s Eye versöhnten im Gasteig fulminant Pop, Rock und Klassik.
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Jon Lord, das Deutsche Filmorchester Babelsberg und die Deep Purple Coverband Demon’s Eye versöhnten im Gasteig fulminant Pop, Rock und Klassik.

Eigentlich ist es zu banal, es zu schreiben. Aber es ist wahr: Es war ein Abend der Musik ohne jede Grenze. Deep-Purple-Gründungsmitglied Jon Lord, das Deutsche Filmorchester Babelsberg und die Deep Purple Coverband Demon’s Eye versöhnten im Gasteig fulminant Pop, Rock und Klassik.

Daran haben sich schon viele versucht – und sind peinlich gescheitert. Anders das „Concerto for Group and Orchestra“. Dieser erste Versuch von 1969, einem breiten Publikum ein U für ein E vorzumachen, ist wirklich ein „Meilenstein“. Warum, wird in der Münchner Wiederaufführung rasch klar: Komponist Jon Lord, der weißhaarige Gentleman an der Hammond-Orgel, ist klassisch ausgebildet und versteht, wie Band und Orchester funktionieren.

Immer jünger

Im ersten Satz, dem Moderato-Allegro, lässt er schlüssig beide Welten mit wagnerianischer Wucht aufeinander prallen, ohne die zarten Momente mit sensibel hingetupften Streichern zu verweigern. Dirigent Scott Lawton schiebt das Orchester mit viel Verve durch diesen ersten Satz hin zur langsam eingeleiteten Versöhnung in zweigeteilter Song-Form im zweiten und dritten Satz, in dem sowohl Band als auch Orchester mit viel Raum agieren, bis hin zu einem furiosen Schlagzeugsolo, während dem Jon Lord mitwippend neben seiner Orgel steht und jünger denn je wirkt. Er dirigiert mit, seine Faust schwingt wie in einem Schwergewichtsboxkampf immer wieder nach vorne, er gibt Einsätze, spielt im Stehen mit vollem Körpereinsatz. Das Alter von 69 Jahren nimmt man ihm nicht ab, als er sich übermütig für die Standing Ovations nach diesem ersten Teil des rund zweieinhalbstündigen Konzertes bedankt.

„Pictures of Home“ vom „Machine Head“-Album leitet die zweite Hälfte ein, unter anderem mit dem atemberaubend-entrückenden „Telemann-Experiment“ zwischen Jazz, Blues und Klassik – und einem der vielen Höhepunkte, dem Titelstück zu Lords Solo-Album von 1997, dem hoch emotionalen „Pictured Within“.

Mit der Stimme von Steve Balsamo entführt Lord in die schwebende Schönheit der Melancholie und der Hoffnung. Den furiosen Schlusspunkt setzt das gut zehnminütige Deep-Purple-Epos „Child In Time“ (das die gerade tourende Band schon lange nicht mehr live spielt) mit Steve Balsamo und Katarzyna Laska (Gesang) und einer auftrumpfenden Orchester/Band-Kombination. Lauter Jubel und lange Standing Ovations für diese – Musik.

Martin Mai

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