Ein kurzer Summer of Love
Der eigentlich gutmütige Baseball-Star Joe DiMaggio soll seine Frau wegen ihres hochfliegenden Rocks im „Verflixten siebten Jahr” geschlagen haben. Die Intellektuellen-Ikone Arthur Miller hat sie in tiefsten Depressionen alleine, die Kennedy-Polit-Supermänner haben sie fallen lassen. Und ihr Psychiater-Guru Lee Strasberg hat sie abhängig gemacht. Wer als normal Sterblicher über diese High Society-Abgründe nachdenkt, dem steigt eine melancholisch-wonnige Fantasie zu Kopf: Mit mir als ganz normalem Typen an ihrer Seite wäre diese zerbrechliche Göttin glücklich gewesen!
„My Week with Marilyn” spielt diesen Männertraum im Sommer 1956 nach einer wahren Geschichte durch. Marilyn ist zu Dreharbeiten aus den USA nach London gekommen. Der geadelte Theatermann Laurence Olivier (im Film Kenneth Branagh) will durch ihren Glanz Filmstar werden. Ihr, der Sex-Ikone, haben die Agenten eine Adelung zur Charakter-Schauspielerin versprochen. Aber das alberne Kostüm-Musical „The Prince and the Showgirl” wird fast zum Desaster:
Olivier (zusätzlich noch der Regisseur) ist ein nervöser Pedant, der die ohnehin neurotische Monroe, die sich mit dem tiefenpsychologischen „Method-Acting” quält, bis zur Totalblokade verunsichert. Außerdem entdeckt die Monroe in geheimen Aufzeichnungen ihres Mannes Miller, wie er über sie wirklich denkt und wie er sie literarisch ausbeuten will. In diese Auflösungserscheingen gerät der Set-Laufbursche aus reichem Hause, Colin Clark (Eddie Redmayne) und wird Marilyns psychischer und auch sexueller Rettungsanker.
Der Film erzählt von dieser romantischen Liaison zwischen schüchternem jungen Mann, der sein Glück nicht fassen kann, und der fragilen Überfrau, die aber weiß, dass ihr Sex-Appeal ihre entscheidende Waffe ist und die ihre Umgebung auch wie ein Vampir aussaugt.
Viele, in unser ikonografisches Gedächtnis gebrannte Fotos sind diskret eingebaut – Marilyn nackt im See, der „Bus Stop”-Blick über den Badewannenrand. Michelle Williams spielt sie wunderbar zart, auch wenn sie nicht die Leinwand so silbern zum Leuchten bringen kann wie das platinblonde Geschöpf, das Marilyn Monroe genannt wurde. Und ein wenig ist der Film auch zu bieder und brav durcherzählt, aber ein charmant romantischer Blick auf unsere ewige Traumfrau.
Kino: Arri, Cadillac, City, Solln, Münchner Freiheit, Rio, Atelier (OmU), Cinema (OV),
R: Simon Curtis (GB/USA, 99 Min.)
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