Ein gutes Viertelstündchen war wirklich neu
Man wolle Schlüsselwerke zeigen, die „lupenrein das repräsentieren, was very british genannt werden darf”, so die stellvertretende Ballettchefin Bettina Wagner-Bergelt im Programmheft. Aber dass die Weihnachtspremiere lediglich zwei kleinere Stücke als Novitäten präsentierte, während der Rest aus dem Repertoire stammte, zeugt nicht gerade von Fantasie.
Frederick Ashtons „Scènes de Ballet” haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Das ist leider unübersehbar. Die Choreografie entstand 1948 für das Londoner Royal Ballet. Die spröde Musik von Igor Strawinsky bildet die Grundlage für streng geometrische Arrangements. Eine Handlung gibt es nicht. Es geht um die pure Ästhetik des klassischen Tanzes. Unter Insidern hat das Stück Kultcharakter. Man darf aber auch anderer Meinung sein.
Ebenfalls neu im Repertoire des Bayerischen Stattsballetts ist Frederick Ashtons „Frühlingsstimmen”-Walzer. Eine Petitesse im Dreivierteltakt, bei der Katherina Markowskaja und Lukás Slavicky über die hell erleuchtete Bühne wirbelten: harmlos, charmant, überflüssig.
Das Übrige war bekannt. Ashtons „Brahms-Waltzes in the manner of Isadora Duncan”, in einer Terpsichore-Gala zum ersten Mal zu bewundern, beeindruckten dank der ausdrucksstarken Stephanie Hancox.
Mahlers „Lied von der Erde” in Kenneth MacMillans Choreografie wieder im Repertoire zu wissen, ist rundum erfreulich. Während zuvor gelegentlich der Eindruck entstand, dass ein paar Proben mehr nicht geschadet hätten, spürte man hier die intensive Vorbereitung. Marlon Dino, Lucia Lacarra, Tigran Mikayelyan sorgten zusammen mit den Gesangssolisten (Heike Grötzinger, Bernhard Berchthold) und dem endlich aufgewachten Dirigenten Ryusuke Numajiri dafür, dass der Abend eindringlicher endete, als er begonnen hatte.