Ein Fest der Kultur: Die "Sterne des Jahres"
Die Abendzeitung verlieh zum 37. Mal ihre „Sterne des Jahres“. Bei der Kulturgala in Schubecks "Teatro" ließen sich viele prominente Gäste blicken.
Das Sternefest der Abendzeitung ist nicht nur eine gefragte Kulturparty. Hier wurden in den letzten Jahrzehnten quer über die Genregrenzen künstlerische (und manche private) Bande geknüpft. So wundert es nicht, dass am Montagabend in Schuhbecks schmuckem teatro in Riem diese Tradition fortgeführt wurde. Ivan Liska, frisch ausgezeichneter Chef des Bayerischen Staatsballetts, wollte unbedingt Ingo Maurer kennenlernen, den ebenfalls geehrten Schwabinger Lichtmagier, der auch den U-Bahnhof der Münchner Freiheit gestaltet hat. Das könnte seine Tänzerinnen und Tänzer in ein ganz neues Licht rücken.
An künstlerisches, nicht künstliches Licht in Krisen-Zeiten erinnerten auch AZ-Herausgeber Dr. Johannes Friedmann und AZ-Chefredakteur Arno Makowsky in launig-satirischen Begrüßungsansprachen. Und die Dankesreden der Sternepreisträger oder derer Stellvertreter auch mit lyrischen Höhepunkten machten zusätzlich Feierstimmung. Der junge bayerische Regisseur Matthias Kiefersauer, ausgezeichnet für seine BR-TV-Serie „Franzi“, gestand, viel Rotwein und lange Abende gebraucht zu haben für sein an Karl-Heinz Rummenigge geschultes Danke-Gedicht: „Ich danke für den Stern des Jahres. Das war es.“
Damit blieb er fast so knapp wie Gustave Flaubert, an den der Berliner Schriftsteller und Anwalt Ferdinand von Schirach erinnerte. Schließlich habe der begnadete französchische Romancier nach angestrengter, eineinhalbstündiger Überlegung für einen Genesungswunsch schließlich „Gute Besserung“ geschrieben.
Ausschweifender wurde da schon Sepp Bierbichler. Der sensible Kraftkerl-Schauspieler vom Starnberger See, der in Michael Hanekes oscarnominiertem Film „Das weiße Band“ einen Gutsbesitzer spielt, nahm für den in Los Angeles PR-verpflichteten Regisseur den AZ-Stern entgegen.
Bierbichlers zehnminütige Laudatio auf Haneke, der sich in seiner kreativen Kraft von Mechanismen wie der Hollywood-Industrie nie habe korrumpieren lassen, war selbst eine Sternstunde. Und half darüber hinweg, dass auch ein anderer Geehrter am Fest leider nicht teilnehmen konnte. Für den Münchner Lohengrin Jonas Kaufmann nahm Ulrike Hessler, die baldige Intendantin der Semper-Oper, den Preis in Empfang und nutzte ihren Auftritt zu einer Gerüchtekorrektur in eigener Sache. Sie sei keinesfalls dafür verantwortlich, dass Christian Thielemann München verlasse und an ihr Haus in Dresden wechseln werde.
Über diese und andere künstlerische Freiheit wurde anschließend bis tief in die Nacht bei Alfons Schuhbecks Vier-Gänge-Menü und einigen Gläsern Wein diskutiert.
Die Preisträger
Ehrenstern: Michael Krüger, literarischer Leiter des Münchner Hanser Verlags
Theater: Stefan Kaegis Kammerspiele-Regie „Sicherheitskonferenz“
Schauspieler: André Jung, Münchner Kammerspiele
Design: Lichtmagier Ingo Maurer
Kabarett: Susanne Brantl
Kino: Michael Haneke für „Das weiße Band“
TV: Matthias Kiefersauer für seine BR-Serie „Franzi“
Kunst: Direktor Chris Dercon und seinem Team für Ausstellungs-Experimente am Haus der Kunst
Oper: Dem Gärtnerplatztheater-Team für Brittens „Death of Venice“
Ballett: Bayerisches Staatsballett unter Ivan Liska
Gesang: Jonas Kaufmann
Klassik: Dirigent Alexander Liebreich vom Münchener Kammerorchester
Literatur: Ferdinand von Schirach für „Verbrechen“ (Piper Verlag)
Jazz: Daniel Glatzel
Sozialstern: Igball Selimi für das Projekt allfa beta