Ein deftiger Bayern-Western
Filmpremiere im Filmkasino am Odeonsplatz: Maximilian Brückner brilliert als „Räuber Kneißl“ in Marcus H. Rosenmüllers Moritat, einem deftigen Bayern-Western.
„Ich kann mich nicht beugen, lieber geh’ ich selber zugrunde.“ Das waren Worte des historischen Mathias Kneißl (1875 – 1902), der wegen seiner Aufsässigkeit gegen eine restriktive Ordnungsmacht zum bayerischen Volkshelden wider Willen wurde. Zu einem Rebellen-Mythos, der bis heute weiterlebt und immer wieder neu interpretiert wird in Stücken, Liedern, Gstanzln und Filmen.
Nach Reinhard Hauffs schwerblütigem „Mathias Kneißl“ (1970, mit Hans Brenner) kommt nun Marcus H. Rosenmüllers frech-charmanter „Räuber Kneißl“ daher – und dürfte in Gestalt des bis in Gefühlsnuancen brillanten Maximilian Brückner auch die Herzen des norddeutschen Publikums erobern.
Historische Tatsachen
Denn Brückner hat auch die Verve zum tragischen Außenseiter, der gerne ein anständiges Leben führen würde, aber Umstände und Mitmenschen haben ihn zum Kriminellen gemacht, dem es nur bleibt, mit der Waffe in der Hand um seine Würde zu kämpfen. Ein Kampf, von vornherein verloren.
Rosenmüller hat sich mit seinem prachtvollen Team weitgehend an historische Tatsachen gehalten, das Drama aus dem Dachauer Hinterland aber mit deftigen Western-Elementen, hinterkünftigem Humor und einer herzergreifenden Liebesgeschichte angereichert.
Die Liebe bleibt
Kneißls unaufhaltsam dramatischer Weg in die Anarchie und den frühen Tod wirkt wie ein düsterer Schicksalsreigen: Die aus Not kriminalisierten Eltern, der Schusswechsel, der Mathias unschuldig ins Gefängnis bringt und seinen Bruder dort sterben lässt, der hasserfüllte Gendarm Förtsch, die Dorf- und Stadtleute, meist abweisend, selten hilfreich.
All diese Szenarien werden überstrahlt von Brigitte Hobmeier als Mathilde, Mathias großer Liebe, für die es sich gelohnt hat, zu leben. Daran erinnert sich der Kneißl im Gefängnis, als der Tod auf dem Schafott ihm schon gewiss ist. Er hatte die Hoffnung, mit ihr auszuwandern nach Amerika. Jetzt bleiben ihm die Bilder, wo sie beide auf der Wiese liegen, im Vollgefühl ihrer Liebe.
Angie Dullinger
Kino: Atlantis, City, Filmcasino, Mathäser, MaxX, Münchner Freiheit, Rio, Sendlinger Tor, Kino Solln
R: Marcus H. Rosenmüller, K: Stefan Biebl (D, 114 Min.)