Ein Carillon – der neue Stolz von der Au?
Die Pfarrgemeinde am Mariahilfplatz will neue Dimensionen für die Münchner Glockenspiel-Kultur
München soll nicht hintanstehen, wenn im Rest der Welt bereits ein „Trend zur Carillon-Kultur“ erkennbar ist. Vor allem in Norddeutschland gönnen sich immer mehr Gemeinden diese besondere Form des Glockenspiels, bei dem mindestens 23 Glocken aus Bronze mit einer mechanisch spielbaren Traktur zu einem besonders großen, schweren und auch sonst eindrucksvollen Instrument zusammengeschlossen werden. In Bayern gibt es vier dieser Instrumente; München hätte eines im Olympiapark, doch es ist wegen Umbauarbeiten demontiert worden und hat eine ungewisse Zukunft.
So entwickelte Stadtpfarrer Markus Gottswinter – Musikfreund und Carillon-Fan – von Mariahilf in der Au den Plan, den Turm der Pfarrkirche Mariahilf mit einer besonderen Attraktion auszustatten, die noch dazu perfekt zum spätgotisch-romantischen Kultur-Hintergrund der Kirche passen würde. 63 (!) Glocken soll das Instrument haben, und ab einem Tonumfang von vier Oktaven ist auch anspruchvolle Musik auf einem Carillon spielbar. Davon sind fünf Läuteglocken bereits vorhanden, die restlichen 58, der Spieltisch und die Mechanik müssen neu beschafft werden.
Süßer die Glocken nie klingen
Seit letztem Jahr wird Geld gesammelt, gestern wurde auf der Dult eine der neuen Glocken vor Publikum gegossen. Von 400- bis 500.000 Euro Gesamtkosten hat man schon etwa 100.000 beisammen, 23 neue Glocken haben bislang Spender gefunden. Es scheint, als würde der Gedanke an ein Riesen-Instrument auf dem Turm quasi als neuer Stolz von der Au nicht nur den Stadtpfarrer faszinieren.
Gottswinter legt großen Wert darauf, dass ein modernes Carillon ein „äußerst ernst zu nehmendes Instrument“ sei, da neue Technik sogar Phrasierungen im Glockenspiel möglich mache. Von liturgischer Musik bis zu modernen weltlichen Stücken könnte dann alles erklingen. Zum Glockenguss gestern sangen die Kinder aus dem Stadtviertel aber erstmal: „Bruder Jakob, hörst du nicht die Glocken?“
Michael Grill
Infos und Spenden-Adressen: www.mariahilf-muenchen.de
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