Ein Brett von einem Landler
Das Münchner Quintett Fei scho definiert mit seiner neuen CD die „Neue Volksmusik“ neu
Die „Neue Volksmusik“ ist als Prädikat für traditionell verwurzelte Klänge ohne Musikanten-stadl-Primitivismus ja schon länger nicht mehr ganz neu. Ehemalige Pioniere wie Hubert von Goisern sind etabliert wie Grönemeyer, frühere Avantgarde wie die diversen Gruppierungen der Well-Familie altern würdig vor sich hin. Und die Jugend mag auf La BrassBanda abfahren; dort pflegt man aber eher den Habitus der Rock- und Pop-Welt als dass man die Tradition erneuern wollte. Dass eine Band tatsächlich den Begriff „Neue Volksmusik“ mit bislang ungehörten Tönen füllen kann, hat es schon lange nicht mehr gegeben. Und jetzt kommt: Fei scho.
Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass sich die Band selbst „Weltmusik mit alpinem Charme“ zuschreibt, denn so bieder geht es da weiß Gott nicht zu. Zwar war ihr Debüt „Von Landler zum Funk“ von 2008 noch recht brav. Doch mit ihrer neuen CD „Ungrantig“ hat sich das Quintett enorm weiterentwickelt und präsentiert nun ein völlig eigenständiges Profil: Es ist traditioneller als bei vielen jüngeren Bands, hier gibt es noch richtigen Harmoniegesang, Landler und Zwiefachen. Dazu kommt eine große Experimentierfreude was die Instrumentierung angeht, das übliche Repertoire erweitern Euphonium, Melodika, Drehleier und Bandoneon; insgesamt beherrschen die Mitglieder der Band 18 Instrumente. Und dann wird immer wieder auch heftig gerockt.
Fei Scho brechen aus
So bleibt Fei scho nicht in den beschaulichen Grenzen der Weltmusik, sondern bricht immer wieder aus in die Welten von Pop, Hardrock und Jazzrock, das es nur so eine Freude ist. Da kann man Anklänge an die frühe Deep Purple-„April“-Phase hören, dann wieder an Marschmusik, an die 70ies-Heuler The Mamas & The Papas oder an die Jazzrocklegende Blood, Sweat & Tears. Und Fei schos bayerischer Pop-Song „Da Summa“ ist ein richtiger Ohrwurm.
Entstanden ist die Band 2003, als der Geiger Juri Lex den Akkordeonspieler Stefan Straubinger bei einem Auftritt bei den Volksmusiktagen im Fraunhofer hörte und ihm spontan eine Zusammenarbeit vorschlug. „Beim ersten Treffen brachte er seine Frau Angela mit, die Flöte spielt, da waren wir schon drei“, sagt Straubinger. Bis 2005 komplettierte sich die Band mit Lidl an der Gitarre und Anschi Hacklinger am Bass. Seitdem ist Fei scho auf den Bühnen Altbayerns zuhause, gelegentlich geht es in benachbarte Bundesländer oder nach Österreich. Und wenn Fei scho so weitermachen, dann gibt es bald eine neue „Neue Volksmusik“.
Michael Grill
Fei scho: „Ungrantig“ (Galileo Music). Live 22.1. Foolstheater Holzkirchen, 27.1. Volksmusiktage/Fraunhofer, 4.2. Pullach, 17.2. Erding. Infos und Hörproben unter www.fei-scho.de