Durchglühte Schlichtheit

Verdis „Messa da Requiem” unter Enoch zu Guttenberg in der Philharmonie
Robert Braunmüller |
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In den Noten steht überraschend oft „piano”, „pianissimo” und „pianissimo piano”. Aber Verdis Bitten um eine zurückhaltende Lautstärke vor und nach dem krachenden Weltuntergang im „Dies irae” werden selbst von gutwilligen Musikern nur selten befolgt. Eine falsch verstandene Theater-Italianità fordert bei dieser Totenmesse regelmäßig ihren Preis.

Enoch zu Guttenberg hat es versucht. Seine Aufführung der „Messa da Requiem” mit der präzise, beweglich, schlank und textverständlich singenden Chorgemeinschaft Neubeuern nahm besonders die kleinen Noten ernst. Von Beginn an vertraute sie auch im Orchester der Klangverwaltung ganz den leisen Registern. Die großen Kraftausbrüche lösten deshalb im Gasteig wirklich Schaudern und Gänsehaut aus.

Auch die Solisten verzichteten auf Operneffekte der billigeren Art. Malin Hartelius’ Sopran mischte sich gut mit dem schlanken Mezzo von Mihoko Fujimura, Alfred Kim mied tenorale Drücker und Matti Salminen brachte mit den schönen Resten seines gewaltigen Basses immerhin die gewichtige Summe einer großen Karriere ein.

Bei den „Dies irae”-Wiederholungen überraschte jedesmal der leicht übertriebene Chor-Schweller beim Wort „calamitatis”. Gegen Ende wurde im Eifer über ein paar „dolcissimo”-Vorschriften hinweggespielt, aber der gute Wille zum Verzicht auf den Breitwandsound blieb gewahrt. Ein „Requiem” von durchglühter Schlichtheit und mit heftiger Dramatik, dabei ohne jede falsche Emphase – das ist ein seltenes Wunder.

Am 30. 1. 2012 dirigiert Guttenberg im Herkulessaal Bruckners Fünfte; Karten: Tel. 93 60 93

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