Durchgeladene Donnerbüchse
Sixteen Saltines” ist typische White-Stripes-Tonsprengung. Detonierende Gitarrenakkorde, ein Vorschlaghammerschlagzeug und die Gitarrensolofräse. Jack White, ehemals die eine Hälfte des Bluesreduktionsrock-Projektes White Stripes, zwischenzeitlich unterwegs mit den Raconteurs und am Schlagzeug bei The Death Weather, hat ein Solo-Album veröffentlicht. Aufgenommen im eigenen Third Man Studio in Nashville, selbstverständlich von ihm selbst produziert – White hat den Drang zur Kompetenzverdichtung.
„Blunderbuss” heißt die CD. Im Englischen meint das die Donnerbüchse und umgangssprachlich den Tollpatsch. Thematisch bewegt sich der Sänger zwischen grausamer Liebe und den Grausamkeiten der Liebe. Dass Jack sich letztes Jahr von seiner Model-Ehefrau Karen Elson trennte, muss man nicht überbewerten. Die Whitesche Klangwelt bedient sich aus den Rezeptbüchern des Folk und Blues und schleift das Material in der eigenen Soundmaschine solange, bis daraus Artefakte für das 21. Jahrhundert werden.
Durch den Titelsong tropft der zähflüssige Sound einer Pedal-Steel-Guitar. White hat schließlich auch schon der Country-Dame Loretta Lynn ein Album produziert. „I’m Shakin’” ist ein Rock’n’Roll-Reißwolf, in den White die Ideen der 50er stopft. Heraus kommt eine geschredderte Fuzz-Gitarre und herrlich coole Hipster-Zeilen wie „I got a knocking in my knees and a wobble in my walk”. Gesungen mit einer Stimme, die sich im Verzerrer blutig gekratzt hat. Oh yeah.
Ein Mandolinen-Sing-Along ist „Hip (Eponymous) Poor Boy”, bei „On And On And On” läuft ein Klavier durch den rotierenden Leslie Speaker. White kreiselt in der eigenen Ideenwelt. Ohne das Korrektiv eines Gegenübers wuchern die Stileinfälle. Reizvoll ist das. Man könnte es sich aber auch etwas aufgeräumter vorstellen.
Jack White: „Blunderbuss” (XL Recordings)
- Themen: