„Du weinst nicht so viel wie ich“

Chris Isaak meldet sich nach sieben Jahren mit einem Album voller Liebesschmerz zurück
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Chris Isaak meldet sich nach sieben Jahren mit einem Album voller Liebesschmerz zurück

In der ganzen Hysterie über die angebliche Erfindung der Videokunst durch Michael Jackson wurde Entscheidendes vergessen: Für Menschen, die wussten, welchem Geschlecht und welcher Hautfarbe sie angehören, gab es Einschneidenderes als „Thriller“: Als sich zu Beginn der 90er Jahre Chris Isaak mit Helena Christensen in Schwarz und Weiß zum unsterblichen „Wicked Game“ (der Song aus David Lynchs „Wild At Heart“) durch die Dünen wälzte, hatte die Clip-Kultur ihren erotischen Höhepunkt erreicht.

Sieben Jahre Pause

Isaak, der aussah wie der junge Elvis, steuerte noch ein schwüles „Blue Hotel“ in die Hitparade und schaffte es auch als Schauspieler bis in das „Schweigen der Lämmer“. So erfolgreich aber schwappten seine Countryballaden danach nicht mehr bis nach Europa.

Nun startet Chris Isaak nach sieben Jahren Pause wieder durch. „Mr. Lucky“ heißt das neue Album, auch wenn Isaak ein Mensch ist, der sich niemals lächelnd fotografieren ließe. Er starrt verloren in die Weite, oder blickt seine Gitarre an, als hätte sie ihm gerade eine Affäre gebeichtet. Keine Sorge: „Eine Gitarre wird dich niemals verlassen“, hat Isaak in das von ihm liebevoll bemalte Booklet geschrieben.

Der Weltschmerz schmeichelt

Der Künstler ohne Botschaft („Fragt mich nicht nach Politik, ich bin der am wenigsten informierte Mensch“), der Traditionalist, der völlig ohne Ironie seine Lieder „Baby Baby“ oder „Very Pretty Girl“ nennt, mag keine musikalischen Experimente. Kann man so etwas noch hören? Man muss! Schon der Opener „Cheater’s Town“ umschmeichelt den Hörer mit Weltschmerz und kristallinem Gitarrenklang.

Seit einem Vierteljahrhundert spielt der mittlerweile 53-jährige Kalifornier mit seinen Freunden zusammen in einer Band, tourt häufig und bringt seine Minidramen um einsame Männer und treulose Frauen in die Musikclubs quer durchs ganze Land. Herausragend auf dem neuen Album ist das pathetische „You Don’t Cry Like I Do“, ein Song, für den Roy Orbison aus Neid seine Totenruhe aufgeben würde. Zu Recht: Niemand leidet hörbar schöner.

Volker Isfort

Chris Isaak: „Mr. Lucky“ (Warner Music)

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