"DSDS": Der Nächste, bitte
Deutschlands Superstar für eine Saison: Mädchenschwarm Daniel Schuhmacher gewinnt das sechste „DSDS“-Finale
Eines ist so gut wie sicher. „Anything But Love“, der Bohlen-Song und Sieger-Titel von „DSDS“-Gewinner Daniel Schuhmacher, wird in den nächsten Tagen die Spitze der deutschen Charts erstürmen. Und auch das dazugehörige Album, ebenfalls bestückt mit schnulzigen Bohlen-Titeln, wird sich gut verkaufen. Aber dann? Der 22-Jährige muss sich etwas einfallen lassen, will er länger als eine Saison lang als „Superstar“ gelten. Seine außergewöhnliche Stimme allein, die auch Jury-Boss Dieter Bohlen immer wieder zu Recht lobte, ist jedenfalls kein Garant für eine große Musiker-Karriere.
Ein echter Mädchenschwarm ist der hübsche Blondschopf – und hat auch deshalb die sechste „Deutschland sucht den Superstar“-Staffel für sich entschieden. Das Problem: Das junge RTL-Volk, in der Mehrzahl weiblich, interessiert sich in erster Linie für den sensiblen Castingteilnehmer Schuhmacher, nicht für dessen Musik.
"Es ist mir egal, ob ich die Heulsuse der Nation bin"
Es geht um die große Show drum herum, die Bohlen mit seinen markigen Sprüchen perfekt zelebriert und die die „Bild“-Zeitung mir ihrer Annemarie-Eilfeld-Berichterstattung medial anfeuerte. Und spätestens wenn sich in einem Jahr wieder tausende Kandidaten als Schuhmacher-Nachfolger bewerben – Bohlen kündigte die siebte Staffel bereits an – werden die jungen Mädels einen neuen Schwarm in ihr Herz geschlossen haben.
Jetzt hat Daniel Schuhmacher allerdings erst einmal stressige Tage und Wochen vor sich. „Über die harte Arbeit denke ich noch gar nicht nach“, sagte er nach seinem Sieg. „Ich kann gar nicht mehr tun, als hart zu arbeiten.“
Hauchdünn war der Vorsprung, mit dem sich der Schwabe aus Pullendorf gegen die Fränkin Sarah Kreuz durchgesetzt hat. 50,47 Prozent der Anrufer stimmten für ihn – so kanpp war’s noch nie. Bei der Verkündung seines Sieges brach Schuhmacher, der wegen seiner Sangeslust angeblich in der Schule gemobbt und sogar verprügelt worden war, in Tränen aus. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, würgte er aus sich heraus. Später gestand er: „Ich lass’ den Tränen freien Lauf, es ist mir egal, ob ich die Heulsuse der Nation bin.“
Mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,47 Prozent siegt Daniel Schuhmacher
Eigentlich wollte der ausgebildete Industriekaufmann Schuhmacher sein Abitur an der Wirtschaftsschule nachholen und dann studieren, doch jetzt kommt es anders. Der 22-Jährige, der noch nie ein Instrument gespielt oder in einer Band gesungen hat, startet, ausgestattet mit einem Plattenvertrag bei Sony Music, den Versuch einer Solokarriere. Bereits heute beginnt Schuhmachers Promotion-Marathon. Für die RTL-Sendung „Punkt 6“ muss er früh aufstehen. In dieser Woche stehen neben unzähligen Interviews auch der erste Video-Clip-Dreh auf Mallorca an, Besuche bei Stefan Raabs „TV Total“, „Stern TV“ und dem „ZDF“-Fernsehgarten. Und dann gibt’s da ja auch noch eine Verpflichtung einzulösen. Mit den „DSDS“–Mitstreitern Benny Kieckhäben und Dominik Büchele hatte er sich geschworen: Der Sieger lädt die anderen zu einer Reise ein – nach Hawaii.
Für die 19-jährige Sarah Kreuz ist die Niederlage im Fanale indes bitter. Die Arbeitlose aus dem fränkischen Poppenhausen hatte mit 16 ohne Abschluss die Schule verlassen. Sie ließ gar ihren Verlobten für ihre „DSDS“–Teilnahme ziehen. Im Halbfinale lag Sarah Kreuz mit 46,21 Prozent der Stimmen klar vor Schuhmacher (33,81 Prozent). Annemarie Eilfeld kam auf 19,98 Prozent und musste gehen.
Gewinner RTL: Das quotenstärkste Finale der letzten Jahre
Obwohl nach Annemaries lautstarkem Abgang ein langweiliges Finale befürchtet worden war, wurde es für RTL das quotenstärkste seit Jahren. Über sechs Millionen schalteten ein, rund eine halbe Million mehr als in den beiden vorherigen Jahren.
Doch jetzt konzentriert sich der Kölner Sender bereits auf einen neuen Superlativ: „Das Supertalent“. Das erste Casting zur neuen Staffel gab’s am Samstag in Berlin. Michael Hirte gewann im vergangenen Jahr mit seiner Mundharmonika. Jetzt aber heißt es auch hier: Der Nächste, bitte.
Angelika Kahl