Dreieck der Leidenschaft

Franz Rogowski überzeugt in Ira Sachs' Beziehungsdrama "Passagen" als emotional rücksichtsloser Mensch
Margret Köhler |
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Agathe (Adèle Exarchopoulos) und Tomas (Franz Rogowski) führen eine sehr komplizierte Beziehung.
Foto: Courtesy MUBI/dpa Agathe (Adèle Exarchopoulos) und Tomas (Franz Rogowski) führen eine sehr komplizierte Beziehung.

Du sollst nichts weiter machen, als in den Raum zu kommen, wo du was trinken willst", tobt der Regisseur und macht damit den Schauspieler noch nervöser, der immer wieder eine Treppe zur Tanzfläche heruntersteigen muss. Und dass die Statistin ohne Wein im Glas an der Bar steht, bringt ihn auch auf die Palme.

Tomas (Franz Rogowski) ist Perfektionist, ein rastloser Typ auf der Überholspur. Bei der Abschlussparty der Dreharbeiten flirtet er mit der nicht unwilligen Agathe (Adèle Exarchopoulos), ein Blick hier, eine Berührung da, bald landen sie im Bett. Ein One-Night-Stand, von dem er seinem Mann, dem Grafiker Martin (Ben Wishaw), am nächsten Tag berichtet: "Ich hatte Sex mit einer Frau." Der nimmt den Vorfall erstmal gelassen, Treue steht nicht ganz oben auf der Agenda. Schließlich ergänzen sie sich doch - der sprunghafte und impulsive Tomas und der geerdete und ausgeglichene Partner.

Wenn Tomas im Eiltempo mit dem Rad durch Paris rast, um die Frau wieder zu sehen, weiß man, dass es diesmal anders ist. Er ist von der Grundschullehrerin fasziniert und wohnt bald bei ihr, die Beziehung zu Martin soll allerdings nebenbei weiterlaufen.

Martin liebt Tomas, Agathe liebt Tomas auch und Tomas liebt beide, dieses Triangel ohne Sicherheiten muss scheitern, denn irgendwann überschreitet Tomas in seiner Rücksichtslosigkeit die emotionale Demarkationslinie.

Ira Sachs ("Liebe geht seltsame Wege", "Frankie") beleuchtet in seinem achten Film den Kampf um das Begehren, zeichnet erbarmungslos eine komplizierte Beziehungskonstellation. Was passiert, wenn ein langjähriges Paar in eine Krise gerät, wenn einer frei sein möchte, sich vielleicht noch einmal zu verlieben, aber nicht einfach Tschüss sagen kann und nicht weiß, welche Entscheidung die richtige ist?

Der Deutsche Tomas, sein britischer Ehemann Martin und die Französin Agathe bewegen sich in einem Paris der Bistros und Cafés, wo sich ein Künstlervölkchen gerne trifft, diskutiert und der Freiheit huldigt. Was sich schnell ändern kann.

Sobald Tomas entdeckt, dass sein Mann einen neuen Gefährten hat, packt den Narziss die Eifersucht, er erträgt es nicht, dass ein anderer seinen Platz einnimmt, ihn überhaupt ersetzen kann. Das ist der Wendepunkt. Im Verhältnis zu Agathe fehlt zunehmend die Achtsamkeit, er fokussiert seine emotionale und sexuelle Energie wieder auf Martin, ungeachtet des Leids, was er beiden zufügt. Wie ein störrisches Kind will er das kriegen, was er nicht hat, kaum hat er es, wirft er es weg. Schon der Titel deutet an, es geht um eine Phase des Wandels, des Übergangs.

Einen Moment sieht es so aus, als könnte alles in bürgerlichen Bahnen münden. Agathe ist schwanger und Tomas freut sich, doch es zeigen sich Risse, ein Essen mit Agathes spießigen und sowieso skeptischen Eltern, die den Vater ihres Enkels kennen lernen wollen, endet durch sein provozierendes Verhalten im Eklat. Dennoch hält die junge Frau in ihrer Verliebtheit an ihm fest, lässt sich auch Martin wieder von ihm verführen und gibt dem Konkurrenten den Laufpass.

Der skrupellose Manipulators, der ungerührt mit den Gefühlen anderer spielt, seine Lust und Leidenschaft auslebt, seine berufliche Besessenheit, seine Kontrollwut und seinen Machthunger, ist eine Paraderolle für Franz Rogowski. Wenn das Trio aufs Land fährt und Agathe anhören muss, wie die beiden Männer Nebenzimmer miteinander vögeln, da zerplatzt der Traum von Vater, Mutter, Kind. Und sie zieht schmerzhafte Konsequenzen.

Kino: Arena (OmU), City (OmU) R: Ira Sachs (F 91 Min.)

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