Dollars für Rebellen

Der legendäre Hollywood- Regisseur Mike Nichols über deutsche Herkunft und Hoffnung
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Der legendäre Hollywood- Regisseur Mike Nichols über deutsche Herkunft und Hoffnung

Kaum zu glauben, aber der legendäre Hollywood- Regisseur Mike Nichols ist tatsächlich Deutscher. 1931 in Berlin geboren, musste er 1938 mit seinen jüdischen Eltern vor den Nazis nach Amerika fliehen. Dort studierte er Psychologie, interessierte sich aber mehr für die Theater- und Filmwelt. Sein erster Film, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ (mit Elizabeth Taylor, Richard Burton), brachte ihm 1967 gleich einen Oscar ein. In „Mit allerMacht“ kritisierte Nichols den US-Präsidentschafts- Wahlkampf 1992. Für seine neue Politsatire „Der Krieg des Charlie Wilson“ (ab 7. 2. im Kino) holte er sich Julia Roberts und Tom Hanks vor die Kamera.

AZ: Mister Nichols, wie fühlt es sich an, wieder in Ihrer Geburtsstadt Berlin zu sein?
MIKE NICHOLS: Ich kann mich kaum noch erinnern, wie es hier früher war. Dass ich ursprünglich Deutscher bin, fällt mir nur noch auf, wenn ich deutsche Filme sehe wie „Das Leben der Anderen“, der mich tief beeindruckt hat. Ich genieße es, deutschen Schauspielern zuzuhören, wenn sie in ihrer eigenen Sprache sprechen.

Wie gut ist Ihr eigenes Deutsch?
Stellen Sie mich bloß nicht auf die Probe! Zuhause sprach meine Mutter ab und zu mit mir Deutsch, und manchmal kamen in New York Nachbarn zu uns, die ebenfalls aus Deutschland stammten. Aber sprachlich habe ich nie das Niveau eines Siebenjährigen überschritten, und trotzdem fühle ich mich immer wie Zuhause, wenn ich irgendwo Deutsch höre.

Wäre es da nicht mal an der Zeit, in Deutschland zu arbeiten? Worüber sollte dieser Film handeln?
Ich kann mich nur mit etwas auseinandersetzen, womit ich mich auskenne. Klar würde mich eine deutsche Arbeit hier reizen, um endlich wieder mit Kameramann Michael Ballhaus zusammenzukommen, aber als Stoff fällt mir nur „Emil und die Detektive“ ein. Das war mein Lieblingsbuch als Kind, aber ich bin mir sicher, dass es bestimmt schon mehr als einmal verfilmt wurde. Die US-Geschichte liegt Ihnen näher, weshalb Sie mit „Der Krieg des Charlie Wilson“ eine Zeitreise in die 80er Jahre unternehmen, als der Afghanistan- Konflikt seinen Anfang nahm. Der Film hatte einen verdammt schwierigen Entstehungsprozess, weil es darum ging, Fakten zu einer Geschichte zusammenzufädeln. Das Aneinanderreihen von Tatsachen macht noch lange keinen Film. Es war wichtig, den menschlichen Punkt der Story zu treffen, und das ging nur über Charlie Wilson, einen Kongress-Abgeordneten, der damals insgeheim den Widerstand afghanischer Rebellen mit amerikanischen Geldern unterstützte. Was zu unvorhersehbaren Auswirkungen führte bis hin zu den Terror-Attentaten des 11. September 2001.

Doch soweit gehen Sie in Ihrem Film nicht.
Nein, weil das viel zu nah an unserer Realität gewesen wäre. Mich interessierte viel mehr, was damals passierte, ohne Bezug auf die Gegenwart nehmen zu wollen. Keiner kann sagen, ob es anders gekommen wäre, wenn sich Charlie Wilson damals nicht eingemischt hätte. Gewiss waren seine Aktionen nicht die einzigen, die schließlich den Terror auslösten. Das müsste man im gesamtpolitischen Kontext sehen, was mein Film einfach nicht leisten kann.

War Charlie Wilson in Ihren Augen ein Held?
Das trifft es gut! Wilson war ein Hoffnungsträger, und so jemanden braucht Amerika gerade jetzt. Unter Bush gab es keine Hoffnung, bald stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen an, und das ist für uns Amerikaner die Chance, zu beweisen, dass wir nicht die Idioten sind, für die man uns all die Jahre gehalten hat. Der Demokrat Barack Obama ist für mich ein solcher Hoffnungsträger.

Wie kamen Sie auf Tom Hanks für die Rolle des Charlie Wilson?
Er war bereits vor mir an Bord, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Er sicherte sich die Verfilmungsrechte am gleichnamigen Sachbuch von George Crile. George Clooney hätte die Rolle liebend gern gespielt. Als ich George, mit dem ich gut befreundet bin, darauf hinwies, dass Hanks die Hand darauf habe, scherzte er böse: Ich hoffe, er stirbt!“ Was verbindet Siemit Julia Roberts, mit der Sie nach „Hautnah“ das zweite Mal zusammenarbeiten? Sie hat das, was eine Schauspielerin ausmacht: Charme und Schönheit. Für Julia würde ich alles tun. Markus Tschiedert

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