Dollarnote ungenügend
Anfang Februar begleitete die CSU-Bundestagsabgeordnete den Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel auf einer Reise nach Myanmar und Laos. In der aktuellen Print-Ausgabe des „Spiegel” ist darüber allerlei Tratsch zu lesen: Wöhrl habe bei einer Einkaufsgelegenheit vor Kleinhändlern mit einem 100-Dollar-Schein „herumgewedelt”. Dann habe sie sich ohne Rücksicht auf protokollarische Gegebenheiten bei einem offiziellen Abendessen auf den Platz neben den Minister Dirk Niebel gesetzt, der eigentlich für den Botschafter vorgesehen gewesen sei.
Ziemlich Heftiges weiß das Nachrichtenmagazin auch über ein Treffen der Delegation mit Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu berichten. Erst habe es von deutscher Seite viele Komplimente gegeben, weil die Freiheitskämpferin so gut aussehe. Daraufhin habe die ehemalige „Miss Germany” Wöhrl erwidert, dass müsse einen nicht wundern, denn die Frau habe schließlich „jahrelang keinen Stress gehabt”. Suu Kyi stand in Myanmar insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest. Nun wehrt sich Wöhrl im Internet gegen den „Spiegel”.
AZ: Frau Wöhrl, was war denn los auf Ihrer Entwicklungsreise in Myanmar und Laos?
DAGMAR WÖHRL: Wenn ich das wüsste. Ich versuche zu erforschen, wem ich auf die Füße getreten bin.
Waren Sie nicht vorbereitet? Jeder weiß doch, dass man in solchen Ländern kleine Scheine braucht und nicht mit einer Hundertdollarnote rumwedelt, wenn man ein Täschchen kaufen will, das nur zwei Dollar wert ist?
Natürlich hatte ich kleine Dollar dabei, aber keine 25 Dollar in klein. So viel hat die Tasche nämlich gekostet. Zudem habe ich nicht mit dem Schein gewedelt. Aber ist das jetzt ein Weltuntergang, etwas, was die Politik bewegt?
Immerhin schreibt der „Spiegel” „zum Fremdschämen”. Was haben Sie mit dem Täschchen gemacht?
Das war überhaupt kein Täschchen, sondern ein ganz landesüblicher Stoffbeutel.
Und der kostet 25 Dollar?
Ich habe mich auch gewundert und den Entwicklungshelfer neben mir gefragt: Ist das nicht ein bisschen viel? Der hat gesagt: Ist schon in Ordnung. Daraufhin habe ich mir gedacht: Naja, dann habe ich wenigstens ein gutes Werk getan. Aber dass ich dafür noch angeprangert werde, hätte ich nicht gedacht. Vielmehr hätte ich mir gewünscht, dass aus der großen Reisetruppe noch mehr etwas gekauft hätten.
Der „Spiegel” wirft Ihnen vor, Sie hätten sich beschwert, weil keine Zeit für eine „Shopping-Tour” vorgesehen war.
Das wäre das allererste Mal, dass es auf so einer Reise einen „Tagesordnungspunkt Shoppingtour” gegeben hätte. Ich habe aber auf meiner Homepage zu allen Vorwürfen ausführlich Stellung genommen.
Wo ist der Stoffbeutel jetzt?
Es gab ein ganz nettes Mädchen im Zimmerservice im Hotel, der habe ich den Beutel geschenkt. Die würde sich bestimmt wundern, was für ein Politikum dieser Beutel jetzt in Deutschland ist.
Jetzt legen Sie sich mit dem „Spiegel” an und haben gegen ihn eine Netzoffensive gestartet unter dem Titel: „Die Wildsau im Blätterwald – meine Gegendarstellung”. Dort haben Sie die Fragen und Ihre Antworten veröffentlicht. So wie Ex-Bundespräsident Christian Wulff.
Das ist für mich auch ein ganz neuer Weg. Ich musste mich ja irgendwie dagegen wehren und habe die Reise nochmals Revue passieren lassen. Im Gegensatz zu Herrn Wulff habe ich aber meinen Standpunkt freiwillig und vor Erscheinen des Artikels veröffentlicht. Transparenz und Offenheit sind mir wichtig.
Hat’s funktioniert?
Ich habe bis jetzt über 300 positive Mails, Facebook- und Twitternachrichten bekommen. Aber ich hätte gerne auf das Ganze verzichten können. Wollen wir nicht einmal über Entwicklungspolitik sprechen?