Doku über Ude: An ihm kommt keiner vorbei
Der Chefredakteur von münchen.tv hat einen Dokumentarfilm über OB Ude gemacht - und dabei auch heikle Themen angesprochen.
Heute Abend ist Premiere von „Die UdeDoku”, in der – neben Kronawitter und Vogel – auch scharfe Gegner und intellektuelle Sparring-Partner wie Gauweiler zu Wort kommen.
AZ: Herr van Hooven, uns Münchnern kommt die Ära Ude unendlich lange vor. Man fragt sich: Gab es eine Zeit vor Ude?
JÖRG VAN HOOVEN: Mir geht es auch so. Ich bin erst 1991 hierher gekommen. Für mich gib’s also keinen anderen Bürger- und Oberbürgermeister als Ude. Und da habe ich mich gefragt: Wie ist dieser Mann entstanden?
Und?
Wenn man mit Udes Frau Edith spricht, hört man das gleiche druckreife Deutsch und hat das gleiche intellektuelle Niveau.
Aber wie ist der Politiker Ude entstanden?
Natürlich aus dem linken Studenten-Milieu. Aber – und das machen alle – Gauweiler, Vogel, Kronawitter – im Film klar: Ude war nicht verbohrt dogmatisch, sondern intelligent und diplomatisch.
Spürt man nach 18 Jahren Ude-Überdruss in München?
Das amerikanische Modell, wonach man nur zwei Legislaturperioden regieren darf, hat was für sich. Aber ich bin sicher, dass Udes Fan-Club immer noch groß genug wäre, ihn wiederzuwählen.
Aber er hat ja seinen Wunsch-Nachfolgekandidaten durchgesetzt.
Aber er wollte durchaus auch die Partei in die Diskussion einbeziehen. Er hatte auch noch andere im Auge, wie den Stadtwerke-Chef Bieberbach oder den ehemaligen Kulturreferenten und Kulturstaatsminister Nida-Rümelin.
Warum wirkt Ude so weit über das SPD-Milieu hinaus?
Er ist eine Persönlichkeit, die auch noch vielseitig ist – vom Kabarett übers Bierzelt bis zur Deutschlandpolitik und internationaler Olympiabewerbung: Er hat alles drauf und eine hervorragende Rhetorik. Und es gibt den großen politischen Trend weg von Programmatik hin zu Persönlichkeitswahlen. Also müssen alle Parteien nach Kandidaten mit Charisma suchen.
Gibt es Tabu-Themen, die man mit ihm nicht bereden kann?
Ich kenne keine. Im Film habe ich ja auch das Kapitel über das Dauergerücht, Ude sei schwul.
Was hat es damit auf sich?
Ude ist ein linksliberaler Typ, der sich auch sehr für Minderheiten einsetzt. Wenn er für die Synagoge wirbt, heißt es „Jude Ude”, wenn er für die Moschee ist, gilt er als Türkenfreund und bei seinem unverkrampften Einsatz für das Recht, schwulsein frei leben zu dürfen, heißt es gleich: Der Ude ist schwul! Er sagt dazu: „Quatsch!” Und seine Frau Edith ebenfalls: „Quatsch, und ich müsste es ja wissen.”
Ist Ude eitel?
Ja, aber weniger als man denkt. Viele, die ihn für beratungsresistent halten, ärgern sich eigentlich nur, dass sie selbst nicht zu denen gehören, von denen sich der Oberbürgermeister beraten lässt. Und was die Kandidatur zum Ministerpräsidenten anbelangt: Ude wollte nicht das sein, was man „Lame Duck – eine lahme Ente” nennt, wenn man noch im Amt ist, aber der Nachfolger schon im Rampenlicht steht. Und als der bayerische Parteivorsitzende Pronold gesagt hat: „Wir müssen unsere Besten in der Partei fragen, ob sie Spitzenkandidat werden wollen!”, da hat der Ude natürlich gedacht: Da kann man an mir nicht vorbei.
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