Django Asüls Jahresrückblick

Schwierige Zeiten für Kabarettisten, vor allem, wenn sie die letzten zwölf Monate auf den Punkt bringen wollen. Es scheint nicht mehr so zu sein, dass eine Krise nach der nächsten folgt und der Chronist die Muße hat, die Ereignisse pointiert zu sortieren. Politische Pannen, Pech und Pleiten treten ebenso wie Konflikte, Kriege und Katastrophen gleichzeitig und stapelweise auf. Depressionen könnten eine Lösung sein.
Aber es gibt auch Django Asüls Jahresrückblick, der so unvermeidlich ist wie die Wiesn und noch nie so wertvoll war wie heute. Verschmitzt und selbstbewusst beteuert der 51-jährige Niederbayer, dass manche Leute sich auf seine Rückblicke verlassen und sich die Nachrichten in den Medien ersparen. 2023 kann er aus dem Vollen schöpfen und dachte bei der Münchner Premiere von "Rückspiegel 2023" laut darüber nach, Monatsrückblicke einzuführen.
Hubsi hat Abitur
Den aktuellen Krieg im Nahen Osten streift er nur und spiegelt ihn im Antisemitismus-Streit um Greta Thunberg, ihren Vorwürfen des Völkermords gegen Israel und der Forderung, Palästina zu befreien. Hätte sie nicht freitags die Schule geschwänzt, lästert Django Asül über die schwedische Fridays-For-Future-Aktivistin, dann wüsste sie, dass der Gaza-Streifen schon seit 2005 von der Hamas regiert werde.
Und flugs ist er bei der tagesfrischen Meldung über das desaströse Abschneiden deutscher Schulbildung in Deutschland. Ganz dicht an der Tagesaktualität zu sein ist ein Markenkern wie auch das Talent, Dinge zusammenzudenken. PISA sei die Lösung des Migrationsproblems, denn man müsse die Flüchtenden nur damit drohen, dass "eure Kinder bei uns Volldeppen werden". Und eine wichtige Erkenntnis um Hubert Aiwangers Flugblatt-Skandal ist: "Hubsi hat Abitur".
Ein Fußballfan spricht
Das Aufdecken des antisemitischen Pamphlets aus der alten Schultasche sei eine Strategie gewesen, Markus Söder unter Druck zu setzen, denn der Aiwanger sei nun der "Ministerpräsident der Herzen". Aus Bayern geht es immer wieder in die Bundespolitik: Sahra Wagenknecht und ihr "strikter Links-Rechts-Kurs" sind Themen wie das Heizungsgesetz von Robert Habeck, von dem nun nur noch zwei Punkte blieben: "Wir dürfen ab 1. Januar heizen und wenn es warm wird, müssen wir nicht heizen."
Als bekennender Fußball-Fan erklärt er den Zustand der Nationalmannschaft mit einer "wohlstandsverwahrlosten Leistungsschwäche". Die Entscheidung der FIFA, die Welmeisterschaft 2030 in sechs Ländern auf drei Kontinenten zu veranstalten, kommentiert er auch: "Drei Länder auf sechs Kontinenten wäre schlimmer". Freilich hat Django Asül für seine Fans auch eine gute Nachricht, denn im Mai wird er mit einem neuen Solo auf Tournee gehen.
Lustspielhaus, bis Samstag, 20 Uhr, 25. Dezember, 14 Uhr, 26. Dezember, 20 Uhr, die Silvestervorstellung ist ausverkauft, Telefon 344974, am 18. Dezember, 20 Uhr, Deutsches Theater (Silbersaal), 20 Uhr, Telefon 523 4444