Django Asül: Runtergestuft auf LMAA
„Wenn man Schadenfreude und Misserfolg lange genug kreuzt, kommt irgendwann ein bayerischer Sozialdemokrat heraus“ Django lebt! Die neue CD des ehemaligen Bußpredigers klingt wie seine heimliche Rede vom Nockherberg.
Wenn an diesem Donnerstag auf dem Nockherberg der Barnabas die Promis derbleckt, wird wieder die politische Goldwaage in Betrieb gehen: Wen hat er abgewatscht und wie heftig? Michael Lerchenberg, der heuer zum zweiten Mal als Bußprediger auf die Kanzel steigt, darf sich viel herausnehmen, denn auf dem Nockherberg bläst traditionell ein gnadenloser Wind.
Fast schon wieder vergessen ist, dass es vor zwei Jahren einen Barnabas gab, der so derb und politisch hart predigte, dass es eine Freude war. Doch sein Gastspiel sollte ein einmaliges bleiben – Django Asül wurde schnell wieder abgesägt. Von einem niederbayerischen Türken wollte sich die Politprominenz dann doch nicht derblecken lassen.
Aufgenommen im Lusti
Nun hat der Kabarettist Django Asül sein aktuelles Bühnenprogramm auf CD veröffentlicht. Sie wurde im Dezember im Lustspielhaus aufgenommen – und man kann sie auch anders hören als nur als Live-Dokument. Nämlich als die Bußpredigt, die man heuer gerne auf dem Nockherberg hören würde.
„Wenn man Schadenfreude und Misserfolg lange genug kreuzt, kommt irgendwann ein bayerischer Sozialdemokrat heraus“, startet er mit der Bayern-Wahl und analysiert: „Sobald die Ratingagenturen die Papiere der Landesbank von AAA auf LMAA runterstuften, begann sich der Seehofer warmzulaufen.“
Die CSU war zu dem Zeitpunkt schon mehr als angeschlagen, Stichwort „G8“: „Des war doch scho in Heiligendamm so a Krampf.“ Und als Seehofer endlich auf dem Bayern-Thron saß, habe ihm „die Merkel das Du vorgeschlagen, daraufhin hat der Seehofer ihr das Ich vorgeschlagen“.
Vorbild Ablasshandel
Dann schwenkt Asül zu dem Thema, an dem auch der 2009er Barnabas nicht vorbeikommen wird: Finanzen, Banken, Krise. „Die Banken haben sich schon selbst gewundert, wie lange es gut ging. Die fragten sich schon: ,Ja, wie viele Blöde gibt’s denn noch?’“ Laut Asül stammt die Finanzspekulation zivilisationstheoretisch vom kirchlichen Ablasshandel ab: „Finanztheologisch war Lehman Brothers ein katholischer Verein.“ Da werde sogar der Al-Kaida-Mann neidig: „Wir Blödmänner sprengen uns seit Jahren einen Ast. Und die von Lehman brauchen für die Erschütterung der westlichen Welt nur ein paar Tage.“ Und wenn die Banken Besserung geloben, übersetzt das der verhinderte Barnabas so: „Naja, wir waren lange genug ein Bordell. Jetzt machen wir erst mal wieder eine ganz normale Massagepraxis.“
Asül schrammt mehrmals an der „Grenze zur emotionalen Insolvenz“ entlang und kommt schließlich zu seiner alten Paraderolle, dem radebrechenden Deutsch-Türken: „Schäuble sagt, Integration nur klappt, wenn Terrorist lernt Deutsch und erst dann baut Bombe.“ Doch der Bundesinnenminister mit seiner Überwachungspolitik sei ein guter Mann: „Weil Deutschland jetzt hat eine Politiker, wo immer hört zu.“
An einer Stelle im CD-Booklet gibt Asül einen Hinweis, dass ihn der Nockherberg wohl tatsächlich noch nicht loslässt: Da dankt er nämlich „Personen, die sich besonders als Motivatoren, Inspiratoren und Transpiratoren hervorgetan haben“. Darunter findet sich Peter Kreuzpaintner, früherer Geschäftsführer der Paulaner-Gruppe, der Asül einst „in einer einsamen Entscheidung“ zum Barnabas gemacht hatte. Sein Vorwort schließt der Kabarettist so: „Es freut mich, zu Ihrer charakterlichen Aufwertung beigetragen zu haben.“ Wenn das mal keine Sehnsucht nach dem Bußprediger ist.
Michael Grill
Django Asüls CD „Fragil“ erschien bei SonyBMG
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