Diskreter Protest

„Ai Weiwei”-Plakate, wie sie in London zu sehen sind, kommen für Münchens Pinakotheken nicht in Frage. Direktor Klaus Schrenk über die Pekinger „Aufklärungs”-Ausstellung und den Kultur-Dialog
Christa Sigg |
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„Ai Weiwei”-Plakate, wie sie in London zu sehen sind, kommen für Münchens Pinakotheken nicht in Frage. Direktor Klaus Schrenk über die Pekinger „Aufklärungs”-Ausstellung.

Für Ai Weiwei setzen sich deutsche Politiker ein – von Außenminister Gudio Westerwelle bis zu den SPD-Politikern Gabriel und Steinmeier oder Grünen-Chefin Claudia Roth. An der Londoner Tate Modern, der neuen Wirkungsstätte von Chris Dercon, dem Ex-Chef des Hauses der Kunst, ist der Schriftzug „Lasst Ai Weiwei frei!” zu lesen. Eher dezent sind dagegen die Proteste der deutschen Museumsdirektoren, die die Ausstellung „Kunst der Aufklärung” in Peking gestaltet haben. Die AZ sprach mit Klaus Schrenk, dem Chef der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die Werke von Canaletto und Defregger in China zeigen.

AZ: Herr Schrenk, kommt der schriftliche Protest der Direktoren nicht ein bisschen spät?

KLAUS SCHRENK: Wir sind ja erst am Montag aus China zurück gekommen. Natürlich waren wir von der Verhaftung Ai Weiweis betroffen. Dass wir uns etwas zurückhaltend geäußert haben, ist auch im Zusammenhang mit der Ausstellung zu sehen. Natürlich kam bald die Frage auf, ob die Ausstellung nicht zu schließen sei. Wir wollten aber auch die Reaktionen auf die Ausstellung in Peking abwarten.

Im Vorfeld der Ausstellung wurde Ai Weiweis neues Atelier abgerissen. Hat das für die „Aufklärungs”-Experten gar keine Rolle gespielt?

Solche Ausstellungen haben einen langen Vorlauf, das kann man nicht von tagesaktuellen Ereignissen abhängig machen. Im Vorfeld gab es ja auch immer Gespräche mit Künstlern in Peking. Aber man konnte nicht ahnen, dass es das Einreiseverbot für Tilman Spengler geben würde. Und jetzt die Verhaftung von Ai Weiwei.

Wäre eine Protestaktion wie auf der Tate-Gallery für die Pinakotheken denkbar?

Die Tate zeigt derzeit eine riesige Installation von Ai Weiwei, das ist bei uns nicht der Fall. Wir haben dafür andere Formen des Protests gesucht, sind im Gespräch mit dem Auswärtigen Amt.

Wird sich Ihre Ausstellungspolitik ändern?

Wir können für uns nicht in Anspruch nehmen, dass wir nicht naiv in dieses Ausstellungsprojekt gegangen sind. Aber mit unseren geistigen Grundlagen, mit der Aufklärung wollten wir ja in einen Dialog treten. Es wird immer problematisch sein, wenn zwischen Ländern so unterschiedlicher kultureller Ausrichtung ein Austausch gesucht wird.

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