Dieses Eichkatzerl beerbt die Netrebko

Gleißende Höhen, funkelnde Koloraturen: Olga Peretyatko ist der neue Klassik-Superstar
Robert Braunmüller |
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Während Moskau weiter üppige Matronen mit noch üppigerem Vibrato zu uns sendet, hat sich St. Petersburg zur nördlichsten Musikmetropole Italiens gewandelt. „La bellezza del canto” nennt sich die erste Platte von Olga Peretyatko. Sie hat am Mariinski-Theater ausnahmsweise nicht als Putzfrau begonnen, sondern 15-jährig im Kinderchor und setzt nun zum Höhenflug an.

Natürlich spekuliert sie auf den Netrebko-Effekt. Mit hochgesteckten dunklen Haaren sieht sie ihrer Kollegin ziemlich ähnlich. Die gleichen Rollen singt sie auch: Arien aus Massenets „Manon”, Donizettis „Lucia di Lammermoor”, Verdis „Rigoletto” und (als Zugabe) „Je veux vivre” aus Gounods „Roméo et Juliette" entflammten am Sonntag den ausverkauften Herkulessaal.

Die Peretyatko ist keine Zwitschermaschine, die nur mit gut geölter Technik brilliert. Ihre Stärken sind gleißende Höhen und funkelnde Koloraturen, noch mehr aber überrascht die Macht ihrer sehr kontrolliert eingesetzten Riesenstimme. Wenn sie die Figuren etwas weniger püppchenhaft, frecher und eine Spur persönlicher anlegen würde, wäre die Freude über diese Sängerin noch größer.

Bei der Puppe Olympia aus „Hoffmanns Erzählungen” störte das nicht. Es folgte eine von Michael Güttler lieblos dirigierte und vom Münchner Rundfunkorchester vor allem laut gespielte „Fledermaus”-Ouvertüre. Dann begann das Staunen erst richtig: In Adeles „Spiel ich die Unschuld vom Lande” bekam die Russin sogar das Wort „Eichkatzerl” fehlerfrei heraus – und das trotz eines Studiums in Berlin. Nach zwei regulären Zugaben erzwang das Publikum die Wiederholung einer Arie aus Rossinis „Turco in Italia”. Diese Russin muss sich nicht in Olga Eichkatzerl umtaufen lassen. Wer diese bemerkenswerte Stimme gehört hat, merkt sich ihren zungenbrecherischen Namen freiwillig.

Olga Peretyatkos CD „La bellezza del canto” bei Sony

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