Dienstantritt für den Neuen bei «Goethe»
Seinen «Traumjob» hatte er eigentlich schon in Berlin, aber die Leitung des Goethe-Instituts schlägt auch ein gefragter Kulturmanager nicht aus: Klaus-Dieter Lehmann übernimmt kein leichtes Amt in München.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) ließ Klaus-Dieter Lehmann nur ungern aus Berlin wegziehen, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) begrüßte ihn in München als «ersten globalen Kulturmanager Deutschlands». An diesem Montag wird Lehmann als Nachfolger von Jutta Limbach neuer Präsident des Goethe-Instituts.
Lehmann sei als «Mann von Welt» ein Glücksfall für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren 16 Museen in Berlin gewesen, sagte Neumann. «Ein großer Präsident, der sein bisheriges Amt mit Stolz verlassen kann. Chapeau, Hut ab vor dieser Leistung!» Lehmann ist in Berlin mit der Vision aus dem Amt geschieden, dass hier in den nächsten Jahren mit dem Aus- und Wiederaufbau der Museumsinsel und des Stadtschlosses als Humboldt-Forum «in der Mitte Berlins ein unvergleichliches El Dorado der Kunst und Wissenschaft» seiner Vollendung entgegen geht.
Ein Breslauer mit Charisma
Aber Lehmann ruht sich auf Lorbeeren nicht lange aus. Der jetzt 68-jährige frühere National-Bibliothekar, der Physik und Mathematik studierte, ist Wissenschaftler, Kunstkenner, Diplomat und Kulturpolitiker in einem und sucht nicht lange nach neuen Herausforderungen. In Berlin hatte er vor neun Jahren nach eigenem Bekunden seinen «Traumjob» gefunden. Der nächste wartet nun in München auf den stets korrekt gekleideten Mann aus Breslau mit politischem Problembewusstsein, diplomatischem Geschick und auch Charisma. Auch bei dem schwierigen Thema Beutekunst zeigte Lehmann keine Unsicherheiten. Steinmeier übergibt ihm jetzt «das kulturelle Flaggschiff der Bundesrepublik im Ausland», wie es der Außenminister formuliert. Lehmann sei für ihn einer der ersten gewesen, «der die kulturellen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts antizipiert und angepackt hat». Berlin habe er «wieder zu einer Metropole im Geiste Humboldts» gemacht und dabei gezeigt, «dass sich Weltoffenheit und Eigenständigkeit in der deutschen Kultur auf das Glücklichste verbinden können».
Strukturreform und Thema «Nationalkultur»
Lehmann muss die Strukturreformen im Goethe-Institut in der Zentrale und den Auslandsbüros weiter vorantreiben und kündigte auch eine engere Zusammenarbeit mit der Preußen-Stiftung an wie zum Beispiel beim Ausstellungsprojekt «Die Tropen - Ansichten von der Mitte der Weltkugel», die nach Brasilia und Rio de Janeiro Ende 2008 im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist. Bereits im April veranstaltet die Preußen-Stiftung gemeinsam mit dem Goethe-Institut auf der Berliner Museumsinsel eine Tagung zum Thema «Nationalkultur». Und für die weitere «Goethe-Zukunft» strebt Lehmann regionen- und themenübergreifende Projekte an: In Bereichen wie Migration, Religionen, kulturelle Bildung oder Emanzipation mit starker Beteiligung der betroffenen Regionen. «Damit wollen wir nicht nur Ereignisse schaffen, sondern auch langfristige Wirkung erzielen und vielleicht auch neue Strukturen schaffen.» (Wilfried Mommert, dpa)