Die Wurmgrunzer

Die Science Busters sind die schärfste Boygroup der Wissenschaft. Sie demontieren manches Dogma und versöhnen mit Kochtipps
von  Matthias Hejny

 

 

Die Science Busters sind die schärfste Boygroup der Wissenschaft. Sie demontieren manches Dogma und versöhnen mit Kochtipps

Es ist eine Frage, die sich blödsinnig anhört, aber die Science Busters sind in Wort, Ton und auf den Bühnen angetreten, Fragen wie diese letztgültig mit naturwissenschaftlicher Akribie zu beantworten: "Was wären Sie lieber: Ein Seehase, ein Wasserbär oder ein Wurmgrunzer?"

 

Nach ein paar Seiten der Printbuches, einigen Minuten des von Harry Rowohlt mit ironietriefend tiefer gelegter Kaminsessel-Stimme gelesenen Hörbuchs oder nach der ersten Nummer der Comedyshow überrascht die Antwort wie Vieles bei diesem Projekt: Die Mehrzahl dürfte sich für den Wurmgrunzer entscheiden.

Unter dem Kampfruf "Wer nichts weiß, muss alles glauben" bilden die Science Busters nach eigenen Angaben die "schärfste Boygroup" der Wissenschaft. Der 42-jährige Werner Gruber lehrt Neurophysik an der Wiener Uni, der 71-jährige Heinz Oberhummer ist emeritierter Kernphysik-Prof an der TU Wien, und ihr dritter Mann ist der Schulabbrecher Martin Puntigam. Der hält sich innerhalb der ohnehin an schwarzem Humor nicht gerade unterversorgten Kabarettszene Österreichs am liebsten dort auf, wo es richtig finster ist.

In der Alpenrepublik ist das Trio, das am heutigen Samstag im Audimax der LMU auftritt, nicht zuletzt durch regelmäßige Fernsehpräsenz Kult. Der auch surrealistischer Lyrik gut stehende Titel "Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln" ist eine Hommage an den 83-jährigen US-Forscher Eric Kandel. Der aus Wien stammende Mediziner erhielt 2000 den Nobelpreis für seine Erkenntnisse über die neurophysiologischen Grundlagen des Lernens. Untersuchungsobjekt war der Kalifornische Seehase - das ist kein flauschiges Nagetier, sondern eine Meeresschnecke.

Zu den Dingen, die wir andererseits nicht von Tieren über Physik lernen können, ist etwa die Beobachtung, dass Hundebesitzer und sein Haustier sich nach und nach immer ähnlicher sind. Dafür seien keine Teilchenübertragungen zwischen Mensch und Tier zuständig, sondern das Gehirn, das die Ähnlichkeiten nur im Auge des Betrachters entstehen ließe. Was die Science Busters mit viel Scherz und Ironie betreiben, ist radikale Aufklärung. Glauben und Aberglauben werden mit maliziöser Freundlichkeit demontiert.

Sollte sich jemand in seinen religiösen Gefühlen beleidigt fühlen, versöhnen möglicherweise die praktischen Kochtipps des "kulinarischen Physikers" Gruber: Etwa wie sich Rührei ohne Herd aber mit Schnaps herstellen lässt oder was die Kollagenfasern des Fleisches mit der perfekt saftigen Knusprigkeit des Schweinsbratens zu tun haben.

Martin Puntigam, Werner Gruber, Heinz Oberhummer: "Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln", Hanser-Verlag, 296 Seiten, 19,90 Euro / Der Hörverlag, 3 CDs (208 Minuten), 19,99 Euro

 

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