Die Wogen glätten sich

Die Musiker des Orchestervorstands haben Christian Thielemann in Berlin getroffen. Sie glauben, dass strittige Fragen ausgeräumt werden können und ein Vertragsabschluss doch noch möglich wird.
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Die Musiker des Orchestervorstands haben Christian Thielemann in Berlin getroffen. Sie glauben, dass strittige Fragen ausgeräumt werden können und ein Vertragsabschluss doch noch möglich wird.

Jeder, der Bruckner, Brahms oder Beethoven liebt und über ein funktionierendes Gehör verfügt, müsste ein Ende der Ära Thielemann beim Orchester der Stadt bedauern. Aber wer nur ein wenig hinter die philharmonischen Kulissen blickt, weiß um den Sand, den das Kommando des Generalmusikdirektors über zu engagierende Gastdirigenten und ihre Programme ins Getriebe der täglichen Arbeit gestreut hat.

Diese Seite des Streits ist leider schwer verständlich zu machen, ohne vertrauliche Interna auszuplaudern. Deshalb liegt der schwarze Peter zu Unrecht beim Orchestervorstand: Seine drei gewählten Vertreter haben im Frühsommer verlangt, dieses Letztentscheidungsrecht dem Intendanten Paul Müller zu übertragen. Thielemann lehnte diese Beschränkung seiner Kompetenzen ab, und der Stadtrat entschied am 22. Juli, den Vertrag des Dirigenten über 2011 hinaus nicht zu verlängern.

Ganz schön unvorsichtig

Zunehmend wird deutlich, dass weder die Musiker noch der städtische Kulturreferent Hans-Georg Küppers über einen Plan B für den Fall von Thielemanns Verweigerung verfügten. Das war fahrlässig. Wenn der Dirigent Mitte Oktober für Bruckners Neunte in den Gasteig zurückkehrt, bricht möglicherweise ein empörter Sturm aus Abonnenten und Öffentlichkeit los, gegen den der Orkan bei Dieter Dorns Aus an den Kammerspielen ein vergleichsweise leises Lüftchen war. Wegen welcher Geschäftsordnungsdetails die Stadt und das Orchester gegenüber dem Dirigenten im Recht sein könnten, wird dann keinen interessieren.

Doch nun es gibt es entwarnende Anzeichen: Das Trio des Orchestervorstands, das im Frühsommer die Notbremse betätigte und den Unfall herbeiführte, hat sich mit Thielemann getroffen und berichtet von seinem Interesse an weiteren Gesprächen mit dem Kulturreferenten.

Denkbar scheint die Bildung eines Gremiums, das Streitfälle beim Engagement von Gastdirigenten schlichten könnte. Damit wäre allen gedient: Thielemann könnte sein Gesicht wahren, die Blamage wäre abgewendet und das Orchester könnte freier seine Zukunft planen. Die Musiker glauben, dass die leidige Angelegenheit bis zur Rückkehr des Generalmusikdirektors aus der Welt sein könnte. Die Sache sei kaum so strittig, als dass vernünftige Menschen sich nicht im Guten darüber einigen könnten.

Gelassenheit täte allen gut

Denkbar ist zwar, dass Thielemann nur den Preis bei der Staatskapelle Dresden hochtreiben will. Aber das sollte in Gelassenheit ausgelotet werden. Wenig hilfreich erweist sich dabei der Bauchredner des Dirigenten: Akademie-Präsident Dieter Borchmeyer wirft der Stadt die Verbreitung von „fünf Unwahrheiten“ vor. Rechthaberei im Stil eifernder Eheleute bringt diese Affäre zu keinem Ende. Es ist besser, das Gesagte hinter sich zu lassen und auf eine Einigung zu hoffen, die zum Wohl der Musikstadt München in greifbare Nähe gerückt scheint.

Robert Braunmüller

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