Die Verfilmung von Dan Browns "Illuminati" mit Tom Hanks
Die Kirche – der Hort des Bösen? Mit „Illuminati“ schuf Dan Brown die opulente, aber wenig packende Fortsetzung des „Da Vinci Code“
In Rom, unweit der Piazza Navona, ist die Kirche Sant’ Ivo della Sapienza das marmorne Symbol für die Utopie der Versöhnung von Glaube und Vernunft. Um diese Idee kreist Dan Browns Bestseller „Illuminati“. Mit der katholischen Kirche geht er viel milder um als die Dunkelmänner-Jagd der katholischen Gottesstaatsverschwörer vom Opus Dei im „Da Vinci Code“. Trotzdem traf ihn ein innerkirchliches Drehverbot.
Wenn Tom Hanks wieder als Harvard Professor Langdon, jetzt mit polizeilicher Unterstützung, für den Zuschauer durch das touristische Rom vom Petersdom übers Pantheon bis zur Engelsburg jagt, so musste er das teilweise in Los Angeles tun, wo die sakralen Innenräume und sogar der Petersplatz im Hollywoodstudio nachgebaut worden waren. Kein Problem, hatte doch der „Da Vinci Code“ zuvor 760 Millionen Dollar eingespielt.
Papstgrusel
Die neue Geschichte um menschliche Engel und Dämonen im Vatikan ist wieder ein hektisches Abhaken von Handlungsorten und Blitz-Dekodierungen geworden, nur dass der streng wissenschaftliche Langdon diesmal bis in Grabkryptas hechtet, um ausgerechnet den Feind des modernen Weltbildes, den Vatikan, zu retten – und um Schlimmeres zu verhindern: Ein Papst wurde ermordet, vor der Wahl des neuen sind vier favorisierte Kardinäle entführt, von denen jede Stunde einer hingerichtet werden soll – mit Methoden der Inquisition.
Der teuflische Plan ist verrätselt, Langdon kommt ihm auf die Spur, darf dafür sogar in die Geheimarchive der Glaubenskongregation hinabsteigen. Am Ende der detektivischen Kette tickt eine Zeitbombe. Sie droht in einer Art Anti-Schöpfungsakt den Vatikan in die Luft zu sprengen – mit sich in Licht entladender „Antimaterie“. Diesmal sollen die Illuminaten hinter dem Terror stecken, ein aufklärerischer Geheimbund aus dem 18. Jahrhundert, dem gelehrte freigeistige Persönlichkeiten wie Freiherr von Knigge oder gar Johann Wolfgang von Goethe angehört haben.
Geschwenkte Weihrauchfässer
Auch wenn nach spannenden Volten wiederum die Kirche selbst Hort des Bösen ist, fällt auf, dass der neue Film den katholischen Pomp als archaisches Faszinosum inszeniert: Zur chorischen Musik von Hans Zimmer, unterlegt mit Aufmarsch-Trommelrhythmen, werden Weihrauchfässer effektvoll geschwenkt, Purpur und Gold schimmern. Und Armin Mueller-Stahl darf einen deutschen Kardinal mit dem bayerisch assoziierten Namen Strauss spielen, der – nicht zufällig – den konservativen „guten Hirten“ abgibt.
Bei alledem wird der thematisierte Konflikt zwischen einer autoritären Kirche, die erst vor gut hundert Jahren anerkannte, dass die Erde als Kugel um die Sonne kreist, und einem modernen Weltbild in Wohlgefallen aufgelöst. Das nimmt dem Film letztlich jede Brisanz. So bleibt am Ende ein opulenter Film, dessen hektische Spannung wenig Raum zur Entfaltung von echten Charakteren oder gar Kritischem lässt.
Adrian Prechtel
R: Ron Howard K: Salvatore Totino (USA, 138 Min.). Kino: Cadillac, Cincinnati, Capitol, Forum, Gloria, Leopold, CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Gabriel, Rex, Rio, Royal, Sendlinger Tor, Kino Solln, Cinema in OV