Die schönen jungen Männer von Adoro in der Olympiahalle
Wenn Nico, Laszlo, Assaf, Peter und Jandy die Bühne betreten, setzt manches Frauenherz einen Schlag aus. Noch bevor die fünf Schönlinge zum ersten Ton ansetzen, tauschen aufgeregte Freundinnen, Ehefrauen und Mütter vielsagende Blicke und tuscheln ein paar letzte Worte.
Ihre Aufmerksamkeit gilt nicht irgendeiner Boyband, zu dessen Konzert sie ihre Teeni-Töchter begleiten, sondern fünf jungen Männern im schwarzen Anzug, die alle eine klassische Gesangsausbildung genossen haben. Statt an großen Opernhäusern der Welt ihrer Kunst treu zu bleiben, ließen sie sich zu Adoro zusammencasten und setzen damit dem vieldiskutierten Schönheitszwang, der heute die klassische Musikwelt durchzieht, die Krone auf.
Aber lässt sich das Konzept der fünf Sänger (zwei Tenöre, drei Baritone) wirklich der Klassik zuordnen? Die Antwort ist: Nein. Adoro möchte eine Brücke zwischen Pop und Klassik bauen, den Menschen beides schmackhaft machen. Ihr Erfolgsrezept lautet: Populäre Lieder, die jeder mitsingen kann, in klassische Arien zu verwandeln. Und sie kommen damit an, obwohl sie Titeln wie „Horizont“ von Udo Lindenberg jede Tiefe und Aussage nehmen, indem sie den Text sanft dahinsäuseln. Das verwässerte Ergebnis erinnert an eine schlecht gemischte Weinschorle.
Als Nebenhandlung fliegen schwarze Vögel und herzförmiges Konfetti über die Leinwand oder es regnet Rosenblätter auf Sänger und Zuschauer. Und doch: Die Erwartung des Publikums wird erfüllt. Es bekundet seine Hingabe mit tosendem Applaus und verklärten Blicken. Sogar Anmoderationen wie „Glaubt an Eure Träume und träumt keine kleinen Träume sondern große Träume. Das nächste Lied: Diese Träume will ich träumen“ werden, ohne mit der Wimper zu zucken, hingenommen.
Carolina Zimmermann
- Themen: