Die Rache der Entlassenen?
Es kursieren Spekulationen, Kent Naganos bis 2011 laufender Vertrag solle nicht verlängert werden. Ministerium und Oper weisen Gerüchte über einen baldigen Abschied von München zurück. Allerdings hat Nagano selbst bisher nur wenig unternommen, um das Vorurteil zu entkräften.
Derzeit agiert die Interims-Leitung der Staatsoper ziemlich ungeschickt. Die letzte Neuinszenierung war der dritte Aufguss, Premieren-Abos werden gekündigt, Foyers für tafelnde Sponsoren gesperrt und maue Repertoire-Vorstellungen zu Verdi-Festwochen hochgejubelt.
Nun kursieren Spekulationen, Kent Naganos bis 2011 laufender Vertrag solle nicht verlängert werden. „Wir haben keine Anzeichen dafür“, sagte Ministerialdirigent Toni Schmid am Freitag zu Gerüchten, als künftiger Generalmusikdirektor sei der Italiener Daniele Gatti im Gespräch.
Nagano weilt derzeit in Japan. Zuletzt leitete er an Ostern Wagners „Parsifal“, die frische Neuinszenierung von Tschaikowskys „Eugen Onegin“ wird in seiner Abwesenheit von Gastdirigenten russifiziert. Den Eindruck mangelnder Präsenz weist die Staatsoper zurück: Der Generalmusikdirektor war in den ersten drei Monaten der laufenden Spielzeit ständig anwesend und wird es auch von Anfang Mai bis Ende Juli sein. Er dirigiert heuer fast 50 Abende – das ist ein Viertel aller Opern und Konzerte im Nationaltheater. „Bald wird Nagano auch nach München ziehen“, sagt Direktoriumsmitglied UIrike Hessler. „Er hat kürzlich eine Wohnung gefunden.“
Leider hat Nagano bisher nur wenig unternommen, um das Vorurteil zu entkräften, er sei zuallererst ein Spezialist für den interessanten Rand des Repertoires. Wie es im Kern ausschaut, darüber wird im Juni nach Mozarts „Idomeneo“ im wieder eröffneten Cuvilliéstheater zu reden sein.
Im Frühjahr 2005 trennte sich Kunstminister Thomas Goppel vom designierten Intendanten Christoph Albrecht, der mit Kent Nagano nicht konnte. Bald nach der Berufung von Nikolaus Bachler, der im Herbst von der Wiener Burg an die Staatsoper wechselt, meldete der Operntratsch, auch er würde mit dem Generalmusikdirektor nicht harmonieren.
Ulrike Hessler weist das pflichtschuldigst zurück. „Nagano freut sich auf die Zusammenarbeit mit Bachler.“ Sie nennt einen anderen Grund für das Gerede: Das Haus befinde sich vor der Ankunft des neuen Intendanten im Umbruch. Bachler hat eine Reihe von Verträgen nicht verlängert, und die so entstandene schlechte Stimmung bei den Betroffenen steigere die Temperatur in der Gerüchteküche. RBR