Die Queen auf der Arche

Er kann’s halt: Roland Emmerich , Spezialistfür globale Zerstörungs-Szenarien, lässt in seinem neuen Film „2012“ die ganze Welt untergehen – und beweist dabei Ironie und Witz
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Er kann’s halt: Roland Emmerich , Spezialistfür globale Zerstörungs-Szenarien, lässt in seinem neuen Film „2012“ die ganze Welt untergehen – und beweist dabei Ironie und Witz

Der Anfang unseren Endes ist entsprechend düster, betont aber gleichzeitig herzerwärmende Werte wie Familie und Freundschaft. Der junge schwarze Wissenschaftler Adrian (Chiwetel Ejiofor), eine Lichtgestalt aus dem Beraterstab des ebenfalls charismatischen US-Präsidenten (Danny Glover), wird 2009 in einer indischen Kupfermine von seinem Forscher-Freund Satnam aufgeklärt, dass die gegenwärtigen gewaltigen Sonneneruptionen wie eine Mikrowelle bis zum Jahr 2012 die Erdkruste schmelzen lassen und unseren Planten unbewohnbar machen werden.

Von nun an läuft ein globales geheimes Regierungsprogramm zur Rettung von insgesamt etwa 400 000 Menschen auf gewaltigen Archen – und von nun an lässt es Roland Emmerich, der deutsche Spezialist in Hollywood für Zerstörungs-Szenarien, gewaltig krachen. Dabei ist der Untergang der Welt vor allem eines – sehr unterhaltsam, voller (Selbst-)Ironie und Witz in den stupenden Effekten und in kleinen Szenen von menschlicher Größe, Tragik und Erbärmlichkeit.

Maya-Kalender als Grundlage

Am 12. November läuft „2012“ an, der ultimative Katastrophenfilm, der Emmerichs „Independence Day“ (1996, mit aggressiven Aliens) und „The Day After Tomorrow“ (2004, einer der ersten Film-Kommentare zur Klimaveränderung), die über 1,3 Milliarden Dollar einspielten, geradezu putzig wirken lässt. Der im Dezember 2012 endende Maya-Kalender und Weltuntergangsängste einer esoterischen Weltgemeinde für 2012 bilden die Grundlage für den Film.

Das Erstaunliche trotz vorhersehbarer (und damit ebenfall ironischer) Genre-Wendungen: Man kann herzlich lachen (bei dem Warn-Comic, den Woody Harrelson als Hippie-Prophet im Yellowstone Nationalpark gebastelt hat), schmunzeln (über Berlusconi-Anspielungen, Arnie Schwarzenegger am Bildschirm mit österreichischem Englisch, englische Queen im violetten Kostümchen, die mit ihren Corgys an der Leine die Rettungsarche entert). Und man darf staunen, zum Beispiel über das erhabene Bild des tibetischen Mönchs auf einem Berggipfel, der gefasst den Tsunami erwartet, der auch die Himalaya-Gipfel verschlingen wird.

Vor allem: Man langweilt sich nicht, trotz epischer 158 Minuten. Das 200-Millionen-Dollar-Budget hat Emmerich, der an der Münchner Filmhochschule studierte und trotz himmelstürmender Erfolge bodenständig und kreativen Weggefährten gegenüber loyal geblieben ist, gut eingesetzt. Sein Spezialistenteam kreiert gewaltige Effekte. Fast lustvoll fiebert man zwischen weltumspannenden Katastrophen in Metropolen und in der Natur, einstürzenden Wolkenkratzern, wie Spielzeug verschobenen Ozeanriesen und Jumbojets, Meteoriteneinschlägen, Vulkanausbrüchen und Feuersbrünsten dem Ende entgegen. Das hält noch ein paar hübsche Überraschungsgags rund um den unfreiwilligen Helden (John Cusack) parat.

Angie Dullinger

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