„Die Pinakothek muss ins Web“
Klaus Schrenk, der neue Chef der staatlichen Gemäldesammlungen will den Freistaat an Pflichten gegenüber der Kunst erinnern und setzt auf virtuelle Museumsbesuche
Heute ist Stabübergabe an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen: Reinhold Baumstark wird nach zehn Jahren als Generaldirektor verabschiedet, morgen feiert er seinen 65. Geburtstag.
Zugleich wird Klaus Schrenk als Nachfolger eingeführt, der von der Kunsthalle Karlsruhe nach München wechselt. Im Badischen hat sich Klaus Schrenk seit 1995 mit Ausstellungen, die wie bei Grünewald aus dem Sammlungsbestand heraus entwickelt und ergänzt wurden, einen Namen gemacht. Und auch die zeitgenössische Kunst kam nicht zu kurz, zuletzt bei einer Werkschau des britischen Bildhauers Tony Cragg.
Herr Schrenk, inwiefern erfüllt sich jetzt für Sie der „Traum jedes Kunsthistorikers“, wie Sie es bei Ihrer Berufung nannten?
KLAUS SCHRENK: Weil es sich bei den Staatsgemäldesammlungen um eine hochrangige Sammlung handelt, die mehrere Jahrhunderte umfasst. Sie ist verteilt auf mehrere Häuser, und doch liegt alles beieinander in einer Hand.
Die Pinakotheken besitzen zwar einen großen Gemäldebestand, aber kaum Geld für Ankäufe oder Sonderschauen.
Der Blick von außen macht mich nicht ganz mutlos, denn das Zusammenspiel von Staat und privatem Mäzenatentum in München ist ohne Vergleich. Das hat die Errichtung der Pinakothek der Moderne gezeigt sowie zuletzt das private Engagement bei der Renovierung der Schack-Galerie und der Erneuerung der Wandbespannung in der Alten Pinakothek. Trotzdem ist es natürlich eine der Aufgaben, dafür zu sorgen, dass sich der Staat nicht völlig aus der Verantwortung zurückzieht. Es ist sicher auch in Krisenzeiten Pflicht des Staates, den Grundunterhalt seiner Museen bereitzustellen.
In Bayern gibt es, anders als in Karlsruhe (Baden-Württemberg), keine Staatshaftung. Ihr Vorgänger machte sich zuletzt für eine begrenzte Staatshaftung stark. Sie auch?
Die Staatshaftung ist eine spürbare Erleichterung der Arbeit, sie gehört hier sicher zu den wichtigen Themen.
Wie stehen Sie zur Realisierung des 2. Bauabschnitts der Pinakothek der Moderne mit der Graphischen Sammlung oder zur Vision des „Center of Gravity“, in der die stillgelegte Barerstraße das zentrale Kunstforum bilden soll?
Da besteht Handlungsbedarf, gerade mit Blick auf Berlin, wo man mit der Museumsinsel vieles richtig gemacht hat. Es gilt, einen Masterplan für das Kunstareal zu entwickeln. Da gibt es viele Fragen: Wo gewinnen wir Expansionsmöglichkeiten, Raum für Wechselausstellungen, Depots? Bei den benachbarten Uni-Bauten? Im April wird ein internationales Symposium stattfinden, bei dem Vorschläge erarbeitet werden.
Es gibt bereits recht konkrete Vorschläge. „Center of Gravity“ und 2. Bauabschnitt schließen sich nur gegenseitig aus.
Die Diskussion ist erst angestoßen, aber es gibt keine Entscheidung. Die Ergebnisse des Symposiums sollen als Grundlage für die Politik dienen, die weit in die Zukunft führt.
Wie wollen Sie, ebenfalls für die Zukunft, ein jüngeres Publikum gewinnen?
Wenn ich sehe, wie selbstverständlich meine Kinder Informationen aus dem Internet beziehen, hat sich da etwas Grundlegendes geändert. Wir müssen den Webauftritt ausbauen und im Sinne der Globalisierung den virtuellen Museumsbesuch ermöglichen. Der Louvre eröffnet eine Filiale in Abu Dhabi. Ich halte es für wichtiger, den Hauptstandort München zu stärken, im Netz zu werben und neue Besucher aus aller Welt zu generieren.
Ein erstes Highlight?
Die Eröffnung der Sammlung Brandhorst im Mai.
Roberta De Righi
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- Pinakothek der Moderne