Die Perlen glitzern
Die Inszenierung hat mittlerweile 32 Jahre auf dem Buckel – und man sieht es ihr deutlich an. So hübsch die Einfälle des 1988 verstorbenen Jean-Pierre Ponnelle auch gewesen sein mögen: Es staubt in allen Winkeln. Ein Ausflug ins Opernmuseum, der leicht peinlich werden könnte.
Doch davor hat uns die Bayerische Staatsoper zum Glück bewahrt. Denn sie präsentiert an vier Abenden Rossinis „La Cenerentola” in Top-Besetzung: vom Dirigenten Antonello Allemandi angefangen bis zu den nervtötend kichernden Schwestern Clorinda (Eri Nakamura) und Tisbe (Paola Gardina) ist diese Wiederaufnahme musikalisch ein Fest.
Obwohl gegen Joyce DiDonato als Cenerentola auch Einwände gestattet wären. Etwa, dass sie der Rolle wohl doch entwachsen scheint, trotz aller stimmlicher Brillanz, mit der sie vor allem die Schluss-Szene („Nacqui all’affano”) virtuos beherrschte. Und auch die Bühnenpräsenz irritierte. Dieses Aschenputtel war von Anfang an kein armes Hascherl, sondern tat nur so.
Den ersten Platz eroberte sich diesmal der amerikanische Tenor Lawrence Brownlee als Don Ramiro – koloratursicher wie wenige seiner Kollegen, stilistisch makellos, eine Meisterleistung. Auch Nikolay Borchev (Dandini), Alessandro Corbelli (Don Magnifico) und besonders Alex Esposito (Alidoro) zeigten auf überzeugende Weise, wie Rossinis Perlen glitzern können, wenn man den Spaß ernst nimmt und nicht nur mit halbem Herzen dabei ist. Die zügigen Tempi des Dirigenten Antonello Allemandi irritierten allenfalls den Chor, sorgten aber ansonsten dafür, dass vor allem die Ensembleszenen hinreißend funkelnten.
Wieder am 2., 7. und 10. Juni im Nationaltheater; Karten unter Tel. 2185 1920