Die neue Königin bittet nach Bayreuth

Vorhang auf für die 97.Wagner-Festspiele! In diesem Jahr steht die neue Chefin im Mittelpunkt. Oper wird zur Nebensache. KatharinaWagner (30) besticht durch ihr apartes Aussehen – und Mut zur Provokation.
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BAYREUTH - Vorhang auf für die 97.Wagner-Festspiele! In diesem Jahr steht die neue Chefin im Mittelpunkt. Oper wird zur Nebensache. KatharinaWagner (30) besticht durch ihr apartes Aussehen – und Mut zur Provokation.

Die junge Frau, die heuer die Szenerie auf dem Grünen Hügel überstrahlt, ist hübsch, provokant – und mächtig. Katharina Wagner, die 30-jährige Tochter des 88-jährigen Wolfgang Wagner soll ab 1. September zusammen mit ihrer 63 Jahre alten Halbschwester Eva Wagner- Pasquier die Leitung der Festspiele übernehmen, von der sich Wolfgang Wagner nach 57 Jahren an der Spitze verabschieden wird.

Seit dem selbst angekündigten Rückzug des Patriarchs vom Grünen Hügel rätselt nicht bloß die Opernwelt darüber, wer diese Katharina Wagner eigentlich ist. Das ist kein Wunder. Denn die Frau sorgt für Aufmerksamkeit. Für Jubel. Für Kritik. Für Furor. In jedem Fall für Aufsehen – und damit sind jetzt nicht nur ihre wallenden Haare gemeint. Nein, wo immer die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner auftritt, wird beachtet,wird interpretiert. Beruflich oder privat.

Natürlich liegt das zunächst daran, dass die 30-Jährige äußerst geschickt mit den Medien umgeht. Dass sie, als Opernregisseurin, selbstverständlich auch ihren eigenen Auftritt inszeniert: So schickten Agenturen schon Stunden vor der Premiere Meldungen raus, in denen mitgeteilt wird, dass Frau Wagner am Premierenabend ein schwarzes Kleid tragen werde. Von Escada.

Und so gibt es am Sonntag erstmals eine Live-Übertragung mit Katharina Wagners Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ – die Aufführung wird als „Public Viewing“ auf den Bayreuther Volksfestplatz übertragen und per Livestream ins Internet gestellt. Unter www.live.bayreuther- festspiele.de können sich Opernfans für knapp 50 Euro ein Web-Ticket kaufen. „Ein solches Erlebnis kann Hemmschwellen abbauen“, hofft sie.

Keine Frage: Das ist erstmal geschickte PR für die Festspiele, mit der Katharina Wagner aber gleichzeitig versucht, ein junges Publikum zu erreichen. Mit ihrem Privatleben ist es ihr ja längst gelungen. Erst kürzlich war überall zu lesen, dass die Regisseurin in einen Piloten verliebt ist.Wagner, die zuvor lange mit dem Tenor Endrik Wottrich liiert war, lernte Christian in einem Café am Flughafen kennen. „Es war Liebe auf dem ersten Blick“, säuselt die Regisseurin – und die Öffentlichkeit darf sich mitfreuen.

Ansonsten weiß diese ja relativ wenig über die Frau, die sich anschickt, den Chefsessel der weltberühmten Festspiele zu erklimmen: Katharina Wagner wuchs in Bayreuth auf, studierte in Berlin Theaterwissenschaft, arbeitete als Regieassistentin bei Harry Kupfer an der Berliner Staatsoper, bevor sie im Jahr 2007 in Bayreuth die „Meistersinger“ inszenierte. Von der Arbeit ist gerade eine Dokumentation erschienen, eine DVD von „Clasart“ mit dem eindeutigen Titel: „Katharina Wagners Feuertaufe“.

So werden Fakten geschaffen. Und dabei stört es kein bisschen, dass Wagners-Regiearbeit von Publikum und Medien äußerst kontrovers besprochen wurde. Überhaupt darf man getrost davon ausgehen, dass Katharina Wagner das nicht unrecht ist. Weil Provokation zu ihr gehört wie Ausstrahlung und Fotogenität – die setzt sie ebenso äußerst geschickt ein: Als sich die Regisseurin kürzlich als Fan der Metal-Band Rammstein outet, fragte „Bild“ bang: „Was hat Wagner mit Rammstein vor?“ Nun, vielleicht eine Zusammenarbeit.

Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wieder ein großes, hübsches Bild von Katharina Wagner abgedruckt war. Auf dem lächelt sie bezaubernd. So, wie in Bayreuth.

Jan Chaberny

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