Die männliche Marilyn

Filmfestival Venedig: Das Stargeheimnis von George Clooney und Brad Pitt, gelüftet im Hotel Cipriani in der ersten heißen Party-Nacht.
von  Abendzeitung

Filmfestival Venedig: Das Stargeheimnis von George Clooney und Brad Pitt, gelüftet im Hotel Cipriani in der ersten heißen Party-Nacht.

Was ist der Unterschied zwischen Pitt und Clooney? Pitt ist albern, George Clooney noch alberner. Zumindest in Pressekonferenzen. Denn da gibt Clooney die Antwort auf die Frage einer chinesischen Reporterin, die an Brad Pitt gerichtet war, wie es den Zwillingen gehe: „Gut“. Und auf die Frage, wann er heiraten und Kinder wolle: „Heute“. Worauf Pitt wieder jovial meint: „Ich teile meine Kinder mit George, er bekommt zwei.“

Aber Clooney, im offenen hellblauen Hemd mit zusammengeklappter Sonnenbrille im Ausschnitt, und Pitt mit lächerlichem Touristen-Pepitahut, wirken bei aller Heiterkeit verkatert. Der letzte Abend war lang, die Nacht im Hotel Cipriani auf der Giudecca kurz, einem der wenigen Orte, die man nur mit Privat- oder Hotelboot erreichen kann. Was für eine seltene Abgeschirmtheit: ideale Voraussetzungen, Clooney und Pitt privat zu erleben, nach dem langweiligen Wohltätigkeits-Dinner mit grünen Tagliolini und Petersfisch.

Pitt wirkt wie ein Schuljunge

Dann ab Mitternacht an der Bar. Clooney, jetzt ohne Smoking, hat das Hemd bis zum Nabel offen. Man bekommt tiefere Einblicke in das Stargeheimnis: Er lacht viel, bleibt dabei aber unverbindlich und zieht immer wieder Pitt ins Gespräch, um einen Schutzraum zu bilden vor den Frauen, die sich Champagner für Champagner näher geschoben haben. Pitt, mit weitem Hemd und Weste, wirkt daneben wie ein Schuljunge, der Jesse James sein will.

Clooney aber erzeugt – bei aller Ausgelassenheit – eine Bogart-Atmosphäre, die suggeriert, dass hinter der Heiterkeit Tiefe stecken könnte. Dazu passt auch sein Marilyn-Effekt, der Clooney zur männlichen Monroe macht. Denn immer ist der ganze Raum – bei aller Zerstreutheit – auf ihn ausgerichtet, wie auf ein starkes Magnetfeld. Und als er von der Bar in die Korbsesselrunde auf der Terrasse am nächtlich blau strahlenden Pool wechselt, zieht er langsam, fast unmerklich, aber wie hypnotisiert die gesamte Gesellschaft mit.

Adrian Prechtel

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.