Die Männer liegen ihr zu Füßen
8 Sex fühlt sich an wie im Käfig zu kämpfen!" Diese Frau muss es wissen. Immerhin vertrimmte Mixed-Martial-Arts-Star Gina Carano ihre Gegnerinnen jahrelang sehr erfolgreich für das US-Privatfernsehen. Und das, ohne sich jemals schwer zu verletzen. Doch jetzt könnte es mit der Prügelkarriere vorbei sein. Denn einem ihrer größten Fans gelang es, sie für die Schauspielerei zu begeistern. Glücklicherweise hieß dieser Mann nicht Uwe Boll, sondern Steven Soderbergh, ein Regisseur, der genau weiß, wie er seine neue Actionheldin ins beste Licht rückt.
Gleich die erste Sequenz in einem abgelegenen Lokal bestimmt den Tonfall von „Haywire”. Mallory (Carano) gießt sich im hintersten Eck gemütlich einen Café ein, leckt sich lasziv die Lippen, bis Aaron (Channing Tatum) zur Tür hereinkommt. Vorbei ist es mit der Entspannung, denn nicht nur Mallory weiß, was gleich passieren wird. Nach einem Alibi-Abtast-Gespräch hagelt es Fäuste. Ein kurzes, brutales, schmerzlich realistisches Aufeinandereindreschen, das nicht gespielt wirkt. Und ehe man es sich versieht, greift sich die in diesem Duell siegreiche Amazone einen verdatterten Restaurantgast, setzt sich in sein Auto und erzählt ihm während der Fahrt ihre Geschichte.
Dass diese Lebensbeichte nicht besonders originell ausfällt – eine Undercover-Agentin wird von ihren eigenen Leuten hintergangen – schmälert nicht das Vergnügen an Soderberghs schnörkellosem Ausflug ins B-Picture-Actionmetier. Denn wie so oft kommt es in diesem Genre auf das Wie an, und hier beweist „Haywire” große Klasse. Von der milchig-trüben Retro-Ästhetik, dem lässigen Easy-Listening-Soundtrack bis hin zum eleganten Schnitt – alles hat hier Stil. Dazu gibt „Haywire” eine verschmitzte Antwort zum sexuell aufgeladenen Geschlechterkrieg: Denn wer hätte gedacht, dass solche Prachtburschen wie Ewan McGregor oder Michael Fassbender auch mal unten liegen müssen.
Kino: Leopold, Mathäser, CinemaxX, Neues Gabriel, Royal, Cinema OF; R: S. Soderbergh (USA, 93 Min.)
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