Die längsten 15 Minuten der Pop-Art

Andy Warhol wäre heute 80 Jahre alt geworden. Jetzt wird der Künstler verehrt und bei Auktionen hoch gehandelt. Das war lange Zeit anders.
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Andy Warhol wäre heute 80 Jahre alt geworden. Jetzt wird der Künstler verehrt und bei Auktionen hoch gehandelt. Das war lange Zeit anders.

Die Wiederholung, das Kopieren bekannter Bilder machte er zum Stilprinzip, was auch zu seiner Persönlichkeit passte: Unfassbar war Andy Warhol zeitlebens, zurückgeblieben sind Bilder und Zitate, in denen er Images von sich und anderen reproduziert; Oberflächen, welche die Frage aufwerfen, ob hinter ihnen wirklich etwas steckt. Fakt ist, dass Warhol am 22. Februar 1987 im Alter von 57 Jahren einem Herzversagen nach einer unkomplizierten Operation an der Gallenblase erlag. Heute wäre er 80 Jahre alt geworden. Doch wer war eigentlich Andrej Warhola?

Seine Anfänge

Die Anfänge seiner Biografie behielt Warhol für sich und streute Nebelkerzen. Als Geburtsort gab er mal die Bergarbeiterstadt Pittsburgh, mal das vornehmere Philadelphia an. Seine Eltern kamen aus dem Dorf Mikova in der heutigen Nordost-Slowakei nahe der Grenze zur Ukraine. Mehrere Nervenzusammenbrüche sollen den jungen Andy wochenlang im Bett gehalten und an Malbücher gefesselt haben.

SEIN AUFSTIEG

Nach seiner Ausbildung zum Schaufensterdekorateur und einem Studium arbeitete er für Magazine wie „Vogue“ und „Harper's Bazaar“ und benannte sich in dieser Zeit in Andy Warhol um. 1952 fand die erste Einzelausstellung seiner Werke in der Hugo Gallery in New York statt. Vier Jahre später stellte er im berühmten Museum of Modern Art aus und avancierte mit seinen inzwischen markant hell gefärbten Haaren zu den bestbezahlten Grafikdesignern in Manhattan.

Sein Werk

Mit seinen der Werbeszene entliehenen Abbildungen distanzierte er sich bewusst vom Abstrakten Expressionismus eines Mark Rothko oder den Action Paintings eines Jackson Pollock. Er jonglierte mit dem Stoff, den der Alltag bot, und anspruchsvollen ikonographischen Verweisen, die sich an Eingeweihte oder Spezialisten richteten.

Sein Werk, zu dem auch 120 avantgardistische Filme gehören, ist ein persönlicher Kommentar zur Kommerz- und Massenkultur im Zeitalter der seriellen Produktion. Seine Prophezeihung der Viertelstunde Ruhm für jedermann nahm Entwicklungen der Fernsehunterhaltung vorweg. Sein Ruhm aber dauert länger. Warhol besaß „eine voyeuristische Schönheit, die das Erhabene und das Banale unsere Zeit ins Gleichgewicht setzte“, sagt sein langjähriger Weggefährte, der New Yorker Galerist Ronald Feldmann.

Seine Krise

In seinem Buch „Popism“ beschreibt Warhol sehr anschaulich, wie er in den sechziger Jahren mühsam und mit bescheidenen Schritten die Leiter zum Erfolg erklomm. Er beichtet, dass er sich von Freunden Ideen für seine Arbeit erbettelte und am Boden zerstört war, wenn Kollegen über das Ergebnis lachten.

Warhol in der Musik

Warhol managte in den 60er Jahren die Band The Velvet Underground um Lou Reed und John Cale, brachte sie mit der deutschstämmigen Sängerin Nico zusammen. Das Debütalbum zierte Warhols gelbe Banane, die später vom Graffitikünstler Baumgärtel durch die Welt getragen wurde.

Sein zweitpopulärstes Plattencover wurde „Sticky Fingers“ (1971) für die Stones mit dem legendären Jeans-Reißverschluß. Davis Bowie würdigte Warhol in seinem gleichnamigen Song (1970). Cale und Reed nahmen Ende der 80er Jahre das Konzeptalbum „Songs for Drella“ auf, eine Hommage an Warhol (zusammengesetzt aus Dracula und Cinderella) – der späte Höhepunkt ihres Schaffens.

Der Kunstmarkt

Noch vor wenigen Jahren war mit Warhols kein großes Geschäft zu machen. Sotheby's konnte bei seiner Frühjahrsauktion 1994 zehn von zwölf seiner Bilder nicht verkaufen. 2007 explodierte Warhol im dem hochspekulativen Geschäft.

Bei Christie’s in New York erzielte Warhols „Green Car Crash" 71,7 Millionen Dollar (52,8 Millionen Euro), fast das Dreifache des Schätzwertes. Zehn weitere Werke erzielten insgesamt 136 Millionen Dollar. Warhol ist derzeit wieder ein „Icon“, ebenso wie Jeff Koons, der das warholsche Spiel mit der Oberfläche perfekt beherrscht.

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