Die Kunst am Hals
Die Danner-Rotunde in der Pinakothek der Moderne ist neu gestaltet worden und eröffnet mit einer großen Schmuck-Sonderschau
Eine Bohrmaschine ist nicht gerade ein handlicher Anhänger für eine Halskette, aber das knallrote Monstrum des Niederländers Ted Noten illustriert poppig-plakativ die Tatsache, dass sich Schmuck heute als eigenen Kunstform etabliert hat.
Notens provokativer Vorschlag ist in der Danner-Rotunde im Untergeschoss der Pinakothek der Moderne zu sehen, die nach sechs Jahren nun neu gestaltet wurde. Die Schauräume der Stiftung, die sich der Förderung zeitgenössischer Schmuck-Kunst verschrieben hat, waren bisher als eine Tour d’horizon durch zwei Jahrtausende angelegt, die von den Münchnern Hermann Jünger und Otto Künzli kuratiert wurde. Die neue Rotunde hat jetzt deren Schüler, der international anerkannte Goldschmiede-Avantgardist Karl Fritsch, als erdfarbene Höhle und mit viel Gespür für starke Kontraste und Knalleffekte gestaltet.
Da baumeln die Altmeister der Zunft dicht an dicht neben dem Sturm-und-Drang-Nachwuchs. Man findet Goldlametta neben schwarzen Klunker-Ketten, silberne Schnecken kriechen an emaillierten Blümchen vorbei und extravagante Anstecker tanzen mit braven Broschen Polonaise. Nur hauchfeine Exponate wie ein goldenes Zweiglein, das zum filigranen Armreif geschlungen wurde, oder ein Collier aus Zedernholzspänen bekommen viel Raum in den Vitrinen, um ihre zarte Wirkung entfalten zu können.
Flauschige Monster
Zwei weitere Schauen ergänzen die Neueröffnung der Danner-Rotunde: Nur dieses Wochenende zeigen neun Goldschmiede-Absolventen der Schmuck-Schulen aus London, Tokio und München unter dem Titel „Wenn Helden zittern“ ihre Werke. Für ihre Präsentation im Erdgeschoss haben sie ein flauschiges Monster gebaut, das eine Vitrine mit höchst vielfältigen Schmuckstücken ausgespuckt hat. Die Interpretation von Schmuckwerk ist dabei ziemlich offen, ob quietschbunte Meeresungeheuer auf Fingerringen von Mari Iwamoto oder eine höchst zerbrechliche Schleife aus Rentierhaut von Märta Mattsson. Man findet sogar einen schicken Zwitter aus Budapester Schuh und FlipFlop, den die Inderin Jesleen Kaur für ihren Vater entwarf.
Ganz oben in der lichtgefluteten Rotunde präsentiert schließlich der italienische Doyen des zeitgenössischen „Autorenschmucks“, Giampaolo Babetto aus Padua, sein Oeuvre. Seine Objekte sind mal dekonstruktivistisch und mal minimalistisch, jedenfalls stets puristisch im Umgang mit Formen und Materialien. Und selbst wenn Babetto sich mit seinem Schmuck einem manieristischen Maler wie Pontormo annähert, ist seine Ästhetik von vornehmer Strenge: In zurückhaltenden Silber-Broschen ließ er Pontormos plastische Figuren zu eleganten Silhouetten werden.
Roberta De Righi
Bis 30. Mai, Di bis So 10 – 18, Do bis 20 Uhr; Katalog zu Babetto 49 Euro