Die Königin der Nacht

Pop im Jungbrunnen: Madonnas neues Album „MDNA“ ist erschienen. Hier lesen Sie die AZ-Kritik.
Christian Jooß |
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Halleluja! Das lang erwartete Album Nr. 12 der 1958 in Bay City, Michigan als Madonna Louise Ciccone geborenen Entertainerin ist da. Klicken Sie durch die Madonna-Bilderstrecke!
dpa 26 Halleluja! Das lang erwartete Album Nr. 12 der 1958 in Bay City, Michigan als Madonna Louise Ciccone geborenen Entertainerin ist da. Klicken Sie durch die Madonna-Bilderstrecke!
Die erste Single von Madonnas neuem Album "MDNA" ist bereits erschienen und heißt "Girl Gone Wild".
Universal 26 Die erste Single von Madonnas neuem Album "MDNA" ist bereits erschienen und heißt "Girl Gone Wild".
1998 veröffentlichte Madonna ihr siebtes Album "Ray of Light". Im Jahr zuvor hatte sie den Golden Globe für ihre Rolle als Evita Perón bekommen.
dpa 26 1998 veröffentlichte Madonna ihr siebtes Album "Ray of Light". Im Jahr zuvor hatte sie den Golden Globe für ihre Rolle als Evita Perón bekommen.
Davon erholte sie sich, indem sie ihre Hände mit Hennafarben bemalen ließ und begeistert Yoga machte.
AP 26 Davon erholte sie sich, indem sie ihre Hände mit Hennafarben bemalen ließ und begeistert Yoga machte.
1999 waren die Haare plötzlich wieder schwarz...
dpa 26 1999 waren die Haare plötzlich wieder schwarz...
...und Madonnas erblasste ganz schneewittchenmäßig.
dpa 26 ...und Madonnas erblasste ganz schneewittchenmäßig.
Im Jahr darauf heiratet sie den zehn Jahre jüngeren Regisseur Guy Ritchie.
AP 26 Im Jahr darauf heiratet sie den zehn Jahre jüngeren Regisseur Guy Ritchie.
Auf ihrem Album "Music" coverte sie den Klassiker "American Pie".
AP 26 Auf ihrem Album "Music" coverte sie den Klassiker "American Pie".
2001 ging Madonna auf die "Drowned World Tour".
AP 26 2001 ging Madonna auf die "Drowned World Tour".
Look und Attitüde wurden wieder punkiger.
dpa 26 Look und Attitüde wurden wieder punkiger.
Hier sehen Sie Madonna bei einem Konzert in Barcelona.
dpa 26 Hier sehen Sie Madonna bei einem Konzert in Barcelona.
Der Tour-Auftakt fand aber in Los Angeles statt.
AP 26 Der Tour-Auftakt fand aber in Los Angeles statt.
Das ist keine Werbung für den Horrorfilm "Saw", der kam erst zwei Jahre später heraus. Das Bild zeigt Madonna in ihrem umstrittenen Video-Clip zu "Die Another Day", dem Titelsong für den gleichnamigen 007-Film.
dpa 26 Das ist keine Werbung für den Horrorfilm "Saw", der kam erst zwei Jahre später heraus. Das Bild zeigt Madonna in ihrem umstrittenen Video-Clip zu "Die Another Day", dem Titelsong für den gleichnamigen 007-Film.
2003: Das Album "American Life" erscheint. Auf diesem Bild wirkt Madonna nahezu bieder. Aber der Schein trügt!
AP 26 2003: Das Album "American Life" erscheint. Auf diesem Bild wirkt Madonna nahezu bieder. Aber der Schein trügt!
Bei den MTV Awards im Jahr 2003 knutschte Madonna mit Britney Spears herum. Die Medien stürzten sich mit Begeisterung auf den Live-Kuss.
AP 26 Bei den MTV Awards im Jahr 2003 knutschte Madonna mit Britney Spears herum. Die Medien stürzten sich mit Begeisterung auf den Live-Kuss.
Und wieder geht Madonna auf Tour. Dieses Promo-Bild stammt aus dem Jahr 2004.
AP 26 Und wieder geht Madonna auf Tour. Dieses Promo-Bild stammt aus dem Jahr 2004.
2008 wurde es dann klebrig und süß: Madonna ging auf ihre "Sticky and sweet"-Tour.
AP 26 2008 wurde es dann klebrig und süß: Madonna ging auf ihre "Sticky and sweet"-Tour.
Im selben Jahr wurde Madonna 50.
dpa 26 Im selben Jahr wurde Madonna 50.
Bei ihren Auftritten zeigt sie, dass es auch in fortgeschrittenem Alter noch möglich ist, Pop-Auftritte mit sexuellen Botschaften zu versehen.
AP 26 Bei ihren Auftritten zeigt sie, dass es auch in fortgeschrittenem Alter noch möglich ist, Pop-Auftritte mit sexuellen Botschaften zu versehen.
Madonna belegt den ersten Platz in der Forbes-Liste der bestverdienenden Musikerinnen.
dpa 26 Madonna belegt den ersten Platz in der Forbes-Liste der bestverdienenden Musikerinnen.
Die "Sticky and sweet"-Tour zog sich weit bis ins Jahr 2009 hinein.
dpa 26 Die "Sticky and sweet"-Tour zog sich weit bis ins Jahr 2009 hinein.
Auch Madonnas Privatleben sorgt immer wieder für Schlagzeilen: Die über 50-Jährige datet Männer in den frühen Zwanzigern.
dpa 26 Auch Madonnas Privatleben sorgt immer wieder für Schlagzeilen: Die über 50-Jährige datet Männer in den frühen Zwanzigern.
Ob die jungen Männer wohl diesem Blick erlegen sind?
AP 26 Ob die jungen Männer wohl diesem Blick erlegen sind?
2010 nahm Madonna am Karneval in Rio de Janeiro teil.
dpa 26 2010 nahm Madonna am Karneval in Rio de Janeiro teil.
Ökonomisch expandiert sie in die Sportbranche: Im November 2010 eröffnet sie ihr erstes Fitnessstudio in Mexiko Stadt.
dpa 26 Ökonomisch expandiert sie in die Sportbranche: Im November 2010 eröffnet sie ihr erstes Fitnessstudio in Mexiko Stadt.
Madonna hat es über dreißig Jahre geschafft im Gespräch zu bleiben
dpa 26 Madonna hat es über dreißig Jahre geschafft im Gespräch zu bleiben

Pop im Jungbrunnen: Madonnas neues Album „MDNA“ ist erschienen.

Feels like home“ – mit dem letzten Wort von „Like A Prayer“ verschwand sie in einer Rauchsäule im Bühnenboden. Madonnas „Super Bowl Halftime Show“ war, überbordend symbolisch zwischen Ägypten und Satanismus, die Hollywoodversion einer irgendwie schwarzen Messe, inklusiv dem Aufblitzen von M.I.A.s gerecktem Mittelfinger. Ein Fest für Verschwörungsparanoiker im Herzen Amerikas.

„MDNA“ heißt ihr heute erscheinendes neues Album, das bis 26. März auf myvideo.de zu hören ist. Die Songs gut gepolstert zwischen Werbeblöcken von Automobilen bis Muttermilchforschung. Madonna, die material mother, ist eine Vermarktungsmagierin, die mit der Erregung spielt. „Girls Gone Wild“ sollte der erste Song ursprünglich heißen, so wie eine in Amerika recht beliebte Pornoreihe. Unterlassungsklage und Titeländerung: „Girl Gone Wild“. Der Sound: Discobeat, so klinisch präzise wie ein Sezierbesteck. Und ein Text, der unterleibskreisend natürlich das Zauberwörtchen „Fuck“ vermeidet, bei dem in den USA der Vorhang fällt.

Ähnlich geht „Gang Bang“ vor. Ein Titel, der so nicht eingelöst wird. Dafür wird dem Lover hier – bang, bang – der Kopf weggeblasen. Und so sehr man auch an Gangsta-Rap denken mag, zielt die Hölle-Schuld-Thematik eher in Richtung von Killerballaden wie sie schon im Blues über Stagger Lee kursierten. Produziert haben Leute wie William Orbit, der schon auf „Ray Of Light“ mit ihr arbeitete, Martin Solveig oder The Demolition Crew.

Muss man darüber sprechen, ob es für eine 53-Jährige angemessen ist, zum Schinder-Aerobic-Sound als bitchy girl zu turnen? Wie langweilig. Diese Frage ist weit über zehn Jahre alt und hat mit Frau Ciccone, die mittels gnadenloser Selbstdisziplin Madonna als alterslose Kunstfigur geschaffen hat, nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Provokation einer Figur, die nicht unter dem Gesellschaftsdiktat der Würde altert, ist Teil des Konzeptes.

Und wer auf diese Frage wirklich eine Antwort erwartet, der höre „I Don’t Give A“ – ein Angriff auf die konservative Idee eines Familienweibchens, auf das die Business-Woman den Stiefelabsatz setzt. Zusammenfassendes Ergebnis des Textes: „Es gibt nur eine Königin – und das ist Madonna“. Ausklang mit archaischem Carl-Orff-Chor.

„I’m A Sinner“ ist der schärfste Song des Albums. Zum digitalen Bordun-Bass und vor Retro-Beat-Kulisse mit Bläsern werden die Freude der Sünde gefeiert und Maria, Jesus und eine lange Heiligenliste als Retter angerufen. Bis man – uh, huh – unverkennbar bei einem Zitat von „Sympathie For The Devil“ landet. Blasphemisch getönte Heldenverehrung auch in „Superstar“ mit synthetisch durchgemangelter Rock-Gitarre, oder in „Masterpiece“, einem Folksong mit Synthieorchester, der Madonna und Mona Lisa als austauschbare Ikonen erscheinen lässt.

Eingeleitet von einem Keyboard-Banjo tönt die zu Botoxglätte aufproduzierte Madonnastimme „spend you love on me“. Liebe ist fiktives Kapital, dessen harte Währung der Sex ist. „Give Me All Your Luvin’“ mit Nicki Minaj und M.I.A. – schon beim Superbowl vorgestellt, ist dieser Song eine große ironische Nummer, die mit schönster Arroganz Bewunderung einfordert: „Jede Platte klingt gleich. Du musst in meine Welt eintreten“. Madonnas neues Album ist eine fantastische Inszenierung sadomasochistischer Dance Beats im Darkroom der Disco.

Madonna: „MDMA“ (Universal)

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