Die Katze siegt über den Schmerz

Und Hartmut Engler von Pur ist im Abenteuerland Leben wieder ganz oben – mit einer neuen Liebe und der neuen CD „Wünsche“. Im November beginnt in München seine Tour
von  Abendzeitung

Und Hartmut Engler von Pur ist im Abenteuerland Leben wieder ganz oben – mit einer neuen Liebe und der neuen CD „Wünsche“. Im November beginnt in München seine Tour

Das Leben mag ein Abenteuerland sein, aber manchmal führt die Achterbahnfahrt eben auch nach unten. Nach der Trennung von der Schweizer Sängerin Nubya fiel Hartmut Engler 2008 in eine schwere Depression, verbrachte einige Zeit in einer Klinik, ließ sich hängen. Jetzt ist er wieder obenauf: Die neue Beziehung mit der 30-jährigen Sekretärin Katrin gibt ihm Drive, die neue Pur-Platte „Wünsche“ kommt heute auf den Markt, eine Tournee steht an. Hartmut Engler wurde geboren 1961 in Großingersheim, studierte Germanistik in Stuttgart. Bei der Band Pur ist der Sänger und Solist und schreibt die Texte.

AZ: Herr Engler, im Booklet der neuen CD steht: „Ein Tag, an dem deine Katze deinen Weltschmerz besiegt, ist ein guter Tag.“ Wie viele solche Tage hatten Sie denn?

HARTMUT ENGLER: Ein Freund hat mich vor kurzem angerufen und meinte: Über die Nummer mit der Katze bin ich sauer. Ich war auch immer für dich da! Das ist auch augenzwinkernd gemeint. Aber es ist schön, wenn man sich denkt, oh, alles ist gegen mich, mir geht es mies, und da ist so ein Tierchen. Der Song „Raus aus dem Schoß“ handelt von diesen kleinen Dingen, an denen man sich aufbauen kann. Man muss sich zum Optimisten wandeln, auch ich, weil ich eher pessimistisch bin.

Tatsächlich?

Ja, man glaubt es nicht. Ich bin einer, der sich selber Mut macht. Ich habe nicht die Haltung, ich kann’s schon und lernt ihr’s mal, sondern das sind Texte, die auch auf mich gemünzt sind.

Ist eine neue Liebe die Lösung aller Probleme?

Nein. Man kann sich auf jemand Neues nur richtig einstellen, wenn man einigermaßen wieder frei ist. Als ich Katrin kennen lernte, war ich noch nicht auf der Suche, aber nach ein paar Wochen habe ich gedacht, mein Gott, warum willst du dieses „Ich will jetzt mal lernen, allein zu sein“ durchziehen, wenn sich hier vielleicht ein ganz neues Fenster öffnet.

Sie singen in „Herzlich“ über das Problem der Männer, Frauen zu deuten. Sind Frauen so kompliziert?

Ich weiß nicht, ob ich da zum Fachmann tauge. Zumindest hatte ich schon einige längere Beziehungen, war zweimal verheiratet. Frauen sind unheimlich spannend. Man liest ja auch in so einer selbstbezogenen Phase viele schlaue Bücher – und da blieb ich an diesem Satz hängen: „Männer können Frauen einfach nicht verstehen. Wir können sie einfach nur lieben.“ Ja, dachte ich mir: Denk einfach nicht drüber nach, genieß es!

Für die neue CD sollen Sie wieder enger mit Ihrer Band zusammen gearbeitet haben.

Das hängt mit der Lebenssituation zusammen. Ich hatte eine Fernbeziehung, war viel unterwegs. In den letzten zwei Jahren bin ich wieder sesshafter geworden.

Wie drückt sich das auf der CD aus?

Wir haben jeden Tag zusammen gearbeitet – und auch auf die Kritik von Fans geachtet. Die wollen, was wir auch mögen, härtere Gitarren-Riffs. Wir haben gesagt: Kein Orchester, keine Chorsätze. Das war zwar auch schön, brauchen wir aber grade nicht.

Die Fans lieben Ihren Sound, andere belächeln Sie.

Das rührt von der Zeit um „Abenteuerland“. Da mussten viele Journalisten uns zur Kenntnis nehmen: 2,5 Millionen Platten, eine Million Tickets verkauft. Und ich stand mit Vokuhila-Frisur, langen Ohrringen und Zopf da. Da hatte sich ein Bild festgesetzt, das nie der Realität entsprach.

Ihre Texte klingen direkt, manche finden sie poetisch, andere profan.

Ich möchte jede Form von Bildungs-Arroganz vermeiden, aber ich habe Germanistik studiert und das hat mir nicht geschadet. Ich habe den Anspruch, einen Überbau von Gedanken innerhalb von 20 Zeilen in eine Form zu bringen. Die Leute, die sich damit befassen, können mehr entdecken, aber wenn einer es nur schön findet, ist der genauso herzlich willkommen.

Es gibt auch humorvolle Texte wie „Frau Schneider“.

Ich habe in einer Diakonie-Station eine Frau kennen gelernt, die zwar dement ist, aber einen bei einem komplexen Spiel wie Halma schlägt. Wir haben diskutiert, ob man darüber einen Song machen kann. Ich habe Frau Schneider das vorgespielt, auch ihren Kindern, und die fanden das alles prima.

Was wünschen Sie sich?

Dass es möglichst weiter geht wie im Moment. Die Platte macht Spaß, privat geht es mir gut, ich bin gesund, ich will einfach, dass alles so bleibt.

Michael Stadler

Pur: „Wünsche“ (EMI). Die Tournee startet am 27.November in der Münchner Olympiahalle

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