Die historische Haltbarkeit ist absolut nebensächlich
„Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen“ ist der teuerste TV-Einteiler aller Zeiten. Produziert wurde das RTL-Abenteuer-Event von der Münchner TV-Schmiede Dreamtool.
Die amerikanischen Fernsehmacher haben ihn: den unbedingten Willen zur Unterhaltung. Stefan Raiser, der mit Felix Zackor die Münchner TV-Schmiede Dreamtool Entertainment führt, hat ihn auch. Seine für kleinere Fernsehspiele mehrfach ausgezeichnete Produktionsfirma holt nun zum ganz großen Coup aus: Mit Bettina Zimmermann, Benjamin Sadler und Fabian Busch wurde für RTL der 120-Minüter „Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen“ realisiert – eine bunte Archäologie-Schnitzeljagd mit einigen „Indiana Jones“-Anleihen.
Es geht um die ganz große Nummer: Schatz der Templer und Heiliger Gral. Muss einer, der sich in solche Dimensionen wagt, nicht ein bisschen verrückt sein. „Ich denke nicht, dass ich verrückt bin“, sagt Produzent Raiser. Auch wenn ihm Historiker und Archäologen das Ganze wohl um die Ohren hauen werden, ihm sei’s egal – „Für sie ist der Film nicht gemacht“, sagt er. „Wir haben einen zeitgenössischen Abenteuerfilm gemacht, einen Popcornfilm für RTL, der sich an amerikanischen Mustern orientiert. Da halte ich die historische Haltbarkeit für absolut nebensächlich.“
Der Münchner Produzent Stefan Raiser glaubt an ein Comeback des lange verpönten Abenteuerfilms
Im Vorfeld wurde kolportiert, das RTL-Movie habe fünf Millionen Euro verschlungen. Laut Raiser ist es der teuerste TV-Einteiler aller Zeiten. Und wenn sich die sportiven Hauptdarsteller durch unterirdische Hallen pirschen oder an steilen Wänden abseilen, sieht man den Aufwand. Der Film ist eine regelrechte Schnitzeljagd durch ganz Deutschland geworden. „Wir haben so viele sensationelle, authentische Kulissen und machen nichts daraus“, sagt Raiser. „Ich habe deshalb von Anfang an gesagt: Lasst uns alles reinpacken, was man reinpacken kann. Es geht von Nord nach Süd, von der See bis zu den Alpen.“ Auf einer Ostseeinsel nimmt das Abenteuer seinen Anfang, den Kölner Dom, die Externsteine im Teutoburger Wald, die Aachener Innenstadt und auch Neuschwanstein bezieht es mit ein, um schließlich auf der Zugspitze dramatisch zu enden.
Ein paar Kulissen hat Raiser ausgelassen, denn er plant eine Fortsetzung mit dem Archäologen-Trio. „Im Idealfall könnte eine Reihe entstehen.“ Der Münchner glaubt an ein Comeback des lange verpönten Abenteuerfilms. „Ich bin mir sicher: Wenn am Sonntag die Quote stimmt, haben wir einen neuen Trend gesetzt.“ Auch das ein Abenteuer – läuft das TV-Event doch gegen den ARD-„Tatort“.
Komisch nur, dass der Rhein im Film kein Thema ist, fahnden Schatzsucher doch bis heute dort nach dem Nibelungennachlass. Sei’s drum. Indie schwebte schon in sinnfreieren Sphären. Und zumindest mit der Themenfindung tun wir geschichtsträchtigen Deutschen uns leicht. Sollte RTL dem Ganzen demnächst ein Sequel gönnen, ist klar, was auf der Agenda steht: die Jagd nach dem Bernsteinzimmer!
Frank Rauscher
RTL zeigt „Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen“ am Sonntag um 20.15 Uhr