Die Glut ist abgekühlt

Richard Wagners „Tristan und Isolde” bei den Opernfestspielen im Nationaltheater
von  Marco Frei

Alles ist relativ. Das gilt auch für die Bayerische Staatsoper. Zu Wagners „Ring des Nibelungen”, der in der kommenden Saison neu inszeniert wird, sagte Intendant Nikolaus Bachler auf einer Pressekonferenz, dass man ihn derzeit nicht besser besetzen könne.

Das mag stimmen. Über die Qualität der Sänger sagt das aber gar nichts aus. Einen kleinen Vorgeschmack gab es bei den Münchner Opernfestspielen mit Wagners „Tristan und Isolde” in der Inszenierung von Peter Konwitschny aus dem Jahr 1998 mit dem kommenden „Ring”-Dirigenten Kent Nagano. Nina Stemme sang Isolde – in der „Götterdämmerung” übernimmt sie die Brünnhilde. Vielleicht liegt ihr diese Rolle mehr, denn ihre Isolde glühte und brannte kaum. Dabei war alles tadellos gesungen, mit enormer Kraft und technischem Vermögen schmetterte sie die Partie. Das reicht aber nicht aus. Die Isolde muss durchlitten werden, hier wirkte sie unterkühlt. Trotzdem stach Stemme heraus, was nicht für die übrige Besetzung spricht.

Eine herbe Enttäuschung war Ben Heppner als Tristan: Im zweiten und dritten Akt traf er leider kaum einen Ton. Alan Helds Kurwenal war solide, Ekaterina Gubanova steigerte sich als Brangäne. Alles überragender Star war René Pape: Sein König Marke schenkte die Wärme und tief durchdrungene Aufrichtigkeit, die man so sehr vermisste. Unter Nagano wuchtete sich kein teutonischer Schinken durch die Takte. Dieser Wagner punktete nicht nur mit glasklarer Transparenz von Klang und Struktur, sondern riss auch mit. Das war anders, als man erwartet hatte. Naganos „Ring” könnte spannend werden. Und Konwitschnys Regie von 1998? Über weite Strecken wird nur bebildert. Auch das passiert heute unter Bachler.

Noch einmal am Sonntag, den 31. 7. um 16 Uhr, ausverkauft

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