Die gewalttätige Evolution des Schöpfers
Kreator, Deutschlands Thrash-Metal-Institution, offenbart sich in neuer Band-Biographie.
Biographien, gerade von Musikern, das sind ja oft reine Verklärungsromane. Entweder um die Protagonisten viel interessanter erscheinen zu lassen als sie eigentlich sind – oder aber es werden die ganz großen Mäntelchen des Schweigens über alle Flecken, Makel, Exzesse und Peinlichkeiten der Stars geworfen. Ziel ist es, dem geneigten Leser soviel Sand als möglich in die eh schon durchs Fan-Dasein verblendeten Augen zu streuen.
„Violent Evolution“ ("Die gewaltätige Entwicklung") – die Biografie von Hilma Bender über Deutschlands Thrash-Metal-Institution „Kreator“ (Schöpfer) ist da eine willkommen Ausnahme. Das Buch ist eben keine der üblichen Biographien, es wirkt über lange Strecken eher wie ein riesiges Interview. Das gesprochene Wort (in Druckform) regiert hier.
Und so erhält man viele An- und Einsichten in die Welt von Front-Keifer Mille Petrozza. Über die Anfangstage, als ein paar picklige Ruhrpott-Jungs vom Kiss-Virus befallen die Welt der harten Klänge für sich entdeckten und neben „Sodom“ und „Destruction“ zur Speerspitze der deutschen Thrash-Szene wurden. Doch während die anderen beiden Bands immer irgendwie gleich klangen, entwickelten sich Kreator als Musiker und Menschen stetig weiter. Man erlebt die Band in ihren Höhen, aber auch den Tiefs, als Mille etwa über den Sinn (oder Unsinn) sinniert, die Band in der Phase, als Heavy Metal die unangesagteste Musikform der Welt war, weiter zu führen.
Violent Evolution ist eine etwas andere Biographie – ein paar mehr amüsante Anekdoten hätten dem Buch sicher gut getan, aber leiber mal etwas spröde Ehrlichkeit, als gepimpte Unwahrheiten.