Die echt falschen Vier

„All You Need Is Love” im Deutschen Theater: Ein erstaunliches Beatles-Konzert der kongenialen Fake-Fab-Four, das gefeiert wird. Und für die Ausstellung dazu sollte man sich Zeit nehmen
Nicola Bardola |
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Vor Beginn gibt’s im Premieren-Foyer besorgte Gesichter: Können Beatles-Perücken, Kostüme und von der amerikanisch-britischen Beatles Revival Band namens Twist and Shout nachgespielte Songs für einen befriedigenden Nostalgie-Abend sorgen?

Auch Kinder und Enkelkinder von Zeitzeugen der Beatlesmania sind dabei, um vielleicht erstmals zu erfahren, was die Alten damals so bewegt hat. Die vom Rockmuseum Munich ausgerichtete Ausstellung im Event-Zelt sorgt schon mal für Überraschungen. Besonders die Dia-Show mit seltenen Bildern der Beatles sowie Original-Songs schaffen Stimmung.

Tony Kishman als Paul McCartney, der Ire John Brosnan als George Harrison, der Kalifornier Francis Grippo als Ringo Starr und sein Landsmann Jim Owen als John Lennon beginnen den Abend mit dem letzten Live-Auftritt der Beatles, dem legendären Rooftop-Konzert, Januar 1969. Sofort wird klar: Hier stehen vier versierte Vollblutmusiker, die jeden Song der Beatles beherrschen und ihren Vorbildern ähnlich sehen. Auf einer Leinwand über der Bühne sind immer wieder Original-Aufnahmen zu sehen. Wer Mühe hat, die Fake-Fab-Four anzuschauen, konzentriert sich auf die Filmdokumente und bekommt viele der Songs synchron dazu geliefert.

Dabei ragen Georges perfektes „Let it Be”-Solo, Pauls erstaunliches „Yesterday” an der Akustik-Gitarre, Ringos unwiderstehliches „With a Little Help from My Friends” und Johns ironischerweise im Verlauf des Abends zweimal dargebotener Schreigesang bei „Twist and Shout” heraus (der Song strapaziert die Stimmbänder so stark, dass er bei den Aufnahmen im Februar 1963 beim ersten Take sitzen musste).

Die Musical-Elemente sind auf ein Minimum reduziert und lassen der Musik Raum. Gewagtester und gelungener Moment ist eine Version von „A Day in the Life”, in der die orchestralen Elemente durch digitale ersetzt werden.

Akkurat ausgewählt entsprechen die Klamotten und die Instrumente den jeweiligen Entwicklungsstadien, die vom Schauspieler Alexander Gregor als Conférencier kommentiert werden. Auch Dank Ian Wood als Tony Sheridan sowie komödiantischen Auftritten der beiden Rock’n’Roll Freaks Gregor und Wood als Bert Kaempfert und Brian Epstein entwickelt der Abend dokumentarische Qualitäten und bietet wunderbares Infotainment. Nur die Zeit des Wandels 1965 und 1966 („Rubber Soul” und „Revolver”) kommt dabei etwas kurz.

Es gibt aber auch kurze, unerträgliche Momente, wenn beispielsweise John im weißen Fußgängerstreifen-Anzug mit Langhaarperücke und absurderweise mit umgeschnalltem Höfner-Bass Prä-Abbey-Road-Refrains singt. Aber man verzeiht das und konzentriert sich wieder auf den von Song zu Song immer wieder erstaunlich authentischen Sound.

Ein Besuch dieses Nostalgie-Trips lohnt sich nicht nur für (Ex-)Beatles-Fans, sondern für alle, die hier eindrucksvoll ahnen wollen, was die „Greatest Show on Earth” war.

Deutsches Theater, Fröttmaning, bis So, 29-59 Euro, Tel. 54818181

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