Die Duz-Orgie für Gute-Laune-Enthusiasten
Wer 1500 wird, der darf sich auch feiern lassen, beziehungsweise sich selber feiern. Das hat der „Blickpunkt Sport“ in seiner Jubiläumssendung getan und die Stars in Scharen angekarrt.
Alles, was in der Sportwelt Rang und Namen, Medaillen und Titel hat, folgte dem Lockruf des Blickpunkts. Und in dieser Sendung wurde wieder offenbar, was eigentlich das Erfolgsrezept dieses TV-Evergreens ist. Ja, der Blickpunkt, ist eine Duz-Orgie für Gute-Laune-Enthusiasten, was Franz Beckenbauer mal – mit kaiserlichem Charme – als „Bamperl-Sendung“ beschrieb. Aber genau diese Art, diese Mischung aus Journalismus und Kumpelhaftigkeit, fördert wahre Informationsjuwelen zu Tage.
Wo sonst erfährt man, dass Christian Neureuther bei der Geburt seines Sohnes Felix beim Tiefschneefahren war (mit der Schwester seiner Frau Rosi Mittermaier)? Was ihn live in der Sendung dazu verleitet, sich unter dem Tisch zu verkriechen.
Wo wird sonst so herrlich gefrotzelt? Etwa wenn Neureuther erklärt, warum sich die Rosi im Buhlbewerb gegen Beckenbauer entschieden hat – weil „die Rosi eben auf Mono-Ski steht“? Wo sieht man sonst einen Box-Weltmeister wie Wladimir Klitschko den Moderator auskontern und die Frage nach dem Kinderwunsch (samt passender Frau) schlitzohrig-gekonnt zum Moderator Gerd Rubenbauer zurückspielen? Wo sonst lassen sich zwei Ex-Löwen – Werner Lorant und Karl-Heinz Wildmoser – zum öffentlichen Rosenkrieg verleiten und nicht einmal durch die Gute-Laune-Sendung zur Versöhnung bewegen?
All das, das gibt es nur beim „Blickpunkt Sport“, genau wie die liebenswerte – und stets gewollte – Mixtur aus Internationalität und Provinzialität. Die Mischung macht’s – und die stimmt beim „Blickpunkt Sport“ eben. Seit 1500 Sendungen.
Matthias Kerber