Die Drogenwirkung der Bommelmützen
Das Comedy-Duo Ulan & Bator zeigt seine "Wirrklichkeit" im Stadttheater Oblomow
Sie wissen, dass man sich an der Wirklichkeit nicht mehr festhalten kann. Deshalb kreieren Ulan & Bator ihre eigene „Wirrklichkeit“ mit zwei r: ein Parallel-Universum des dadistischen Wahnwitzes. Dafür wurde das Comedy-Duo mit dem Passauer Scharfrichterbeil 2009 ausgezeichnet. Jetzt gastiert es erstmals in München.
Den Hang zum Wahnwitz sieht man Sebastian Rüger und Frank Smilgies nicht an: Die beiden Schauspieler nehmen in grauen Maßanzügen auf der Bühne Platz. Ihre Droge sind Bommelmützen, die sie beim Warten verlegen aus der Hosentasche nesteln. Kaum übergestülpt, verwandeln sie die seriösen Herren schlagartig in nonsens-bekiffte Comedians, die in Fantasiesprachen singen, skurrile Tänzchen wagen und in Miniszenen absurde Pointen setzen. Komisch nutzen sie die Diskrepanz zwischen Irrsinn und Seriosität, zeigen sich immer wieder peinlich berührt von der eigenen Verrücktheit.
Ulan & Bator zwingen die Gegensätze zusammen: Ein Fußballer, dessen Wortschatz sich im Interview auf „ja, gut, sicherlich“ beschränkt, rezitiert fließend Sophokles: „Ungeheuer ist viel, doch nichts ungeheurer als der Mensch.“ Ein Arzt kann bei seinem Patienten, der sich in epileptischen Zuckungen windet, absolut nichts feststellen, weil er gar nicht hinschaut. Der letzte Steinzeitmensch berichtet von seinen Fortbildungen, und Marquis Posa säbelt an Schillers Sätzen herum. Dada und Slapstick, intelligenter Nonsens und grotesker Wahnwitz feiern hier ein Fest der Absurdität.
Gabriella Lorenz
Stadttheater Oblomow (Hans-Sachs-Straße 12), bis Samstag, 20 Uhr; Zusatzvorstellung Samstag 14.30 Uhr im Lustspielhaus, Karten Tel. 34 49 74
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