Die den Kopf verlieren
Johansson und Portman als »Die Schwester der Königin«. Beide begehren den wankelmütigen König Heinrich VIII. und müssen am Ende feststellen, dass die Liebe im 16. Jahrhundert ein Spiel mit bitterem Ausgang ist.
Britische Royals haben einen hohen Unterhaltungswert fürs Volk, von der Historie bis zum heutigen Kino (zuletzt englische Queen in „The Queen“ mit Helen Mirren, und zum zweiten Mal Elizabeth I. in „Das goldene Königreich“ mit Cate Blanchett). Noch weiter in die Vergangenheit zurück führt – wie ein Elizabeth-Prequel – der prächtige Kostümfilm „Die Schwester der Königin“. Autor Peter Morgan („The Queen“), der das Script nach dem Bestseller von Philippa Gregory schrieb, und Regisseur Justin Chadwick konzentrieren sich auf die Hassliebe zwischen den Schwestern Anne und Mary Boleyn, die im 16. Jahrhundert als Mätressen um die Gunst von Heinrich VIII. (etwas blass, aber sexy: Eric Bana) buhlten.
Wie Figuren eines Schachspiels werden Anne und Mary hin- und hergeschoben. Der verarmte Landadelige Sir Boleyn und sein Schwager, der machtgierige Herzog von Norfolk, bieten erst Anne dem König als Mätresse an. Als sie in Ungnade fällt, muss die jüngere, frisch verheiratete Mary ins Bett des Königs. Ein Thronfolger soll her, den Königin Katharina Henry VIII. nicht schenken konnte. Marys Schwangerschaft ist jedoch kompliziert, der Herrscher verliert sein Interesse.
Nun ist die Zeit für Anne gekommen, die eifersüchtige Intrigantin, die die Schwester samt dem neugeborenen Sohn verjagen lässt und den König mit raffinierter Hinhalte-Technik dazu bringt, sie zu heiraten. So macht sie sich alle zu Feinden, am Ende auch den König. Ihre einzige Fürsprecherin ist Mary. Als Anne nur eine Tochter (die spätere Elizabeth I.) gebiert und bei einem letzten Verzweiflungsakt ertappt wird, ist ihr Schicksal besiegelt.
Eine Moral von der Geschicht der bösen und der guten Schwester gibt es nicht. Letztlich waren beide Opfer der patriarchalischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts. Die historischen Fakten geraten im Liebesreigen jedoch in den Hintergrund. Aber die Macht- und Intrigenspiele, die Performance von Natalie Portman (als Verführungs-Furie Anne) und Scarlett Johansson (als integre, liebende Mary), sowie die von den Gemälden des Hofmalers Hans Holbein inspirierten Bilder und Kostüme bieten königliches Entertainment.Angie Dullinger
Kino: ABC, Cadillac, Mathäser, Studio Isabella, Cinema in OF
R: Justin Chadwick B: Peter Morgan (GB, USA, 117 Min.)
- Themen:
- Cate Blanchett