Die Brüder Jussen und die Philharmoniker

Tughan Sokhiev dirigiert Poulenc und Strawinsky
Michael Bastian Weiß |
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Die Gebrüder Lucas & Arthur Jussen.
Foto: Tobias Hase / mphil Die Gebrüder Lucas & Arthur Jussen.

Äußerst präsentable Geschwister bilden ein Klavierduo: Den Vergleich mit den Labèque-Schwestern können Lucas und Arthur Jussen sicherlich schon lange nicht mehr hören - wahrscheinlich seit ihrer Kindheit, denn die Brüder traten bereits im Alter von zehn respektive 13 Jahren zusammen auf.

Wir wollen also mit dieser allzu offenkundigen Parallele möglichst zurückhaltend umgehen. Wenn die niederländischen Brüder allerdings das Konzert für zwei Klaviere und Orchester von Francis Poulenc spielen, kommt man kaum umhin, an die französischen Schwestern zu denken.

Vor langer Zeit hatten die Labèques bei diesem Werk einen ähnlichen Körpereinsatz gezeigt wie die Jussens. Heute hauen auch die Brüder in die Tasten, dass die Konzertflügel drohen, sich um ein paar Zentimeter zu verschieben. Sich selbst katapultieren die Pianisten beim Spielen fast vom Schemel, ihre Körper vibrieren, die Klaviere werden bisweilen zum Schlagwerk.

Doch es gibt auch Unterschiede. Wenn die Erinnerung nicht trügt, stimmen die Jussens nicht ganz so perfekt zusammen wie die Labèques. Man muss schon sehr genau hinhören, danach suchen, und stößt auf wenige, nicht ganz simultan erklingende Töne. Die Jussens kümmert das kaum. Wo Katia und Marielle mit Disziplin fesselten und damit die barocken Elemente des Konzertes betonten, suchen Lucas und Arthur den Swing, der in dem Stück steckt, und finden ihn mit Spaß an der Freud' und einem unwiderstehlichen Freiheitsgefühl.

Die Münchner Philharmoniker lassen sich davon anstecken und entwickeln eine beneidenswert transparente Begleitung, in denen die Soli - hypnotisch etwa die beiden Klarinetten - ausgelassen mit den Brüdern mittanzen. Leicht gemacht wird ihnen dies vom Dirigenten Tugan Sokhiev, der im "Pétrouchka"-Ballett von Igor Strawinsky den Takt präzise schlägt, verlässlich die Einsätze gibt und gleichzeitig eine angenehme Atmosphäre kollegialer Entspanntheit verbreitet.

Wie es der Zufall will, hat just am Tag zuvor das Orchestre Philharmonique de Radio France unter Daniel Harding ebenfalls "Alborada del gracioso" von Maurice Ravel in der Isarphilharmonie aufgeführt. Sokhiev und die Philharmoniker nehmen das Stück schneller und stellen so mehr das Groteske heraus, wie um auf den Auftritt der Jahrmarktspuppe Petruschka nach der Pause vorauszuweisen.

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