Die allgemeine Verunsicherung

Die AZ berichtete über die Krise in der HFF – jetzt stellt sich Andreas Gruber, Studiendekan der HFF, den Vorwürfen
von  Margret Köhler

Nicht alles läuft rund an der Hochschule für Fernsehen und Film, die letztes Jahr ins Museumsareal umgezogen ist. Wie die AZ berichtete, haben Studenten in einem Manifest Veränderungen „für eine bessere HFF” gefordert. Sie wollen unter anderem eine bessere Kooperation der Abteilungen, mehr Kommunikation mit den Studenten sowie eine gleichmäßige Verteilung der Mittel. Auch aus der Filmbranche kommt Kritik: Moniert wird ein Mangel namhafter Vertreter der Branche im Vorlesungsverzeichnis und eine Lehre, die zu stark den autonomen Filmemacher, zu wenig die Teamarbeit in den Fokus nimmt. Es herrscht Unruhe in der einstigen Talentschmiede. Andreas Gruber, Studiendekan der HFF, will die Wogen glätten.

AZ: Was ist los an der HFF? Ist sie ins Abseits geraten?

ANDREAS GRUBER: Der AZ-Artikel hat mich nicht überrascht. Ich wundere mich manchmal nur, was da alles so preisgegeben wird. Durch den Umzug ist die HFF sogar in den Mittelpunkt gerückt. Ich sehe keine Krise. Die Studenten produzieren tolle Erstlingsfilme wie „Die Brücke am Ibar” von Michaela Kezele, der auf dem Filmfest München in der Reihe „Neues Deutsches Kino” lief, und beim Deutschen Kamerapreis gab es erst kürzlich einen Dreifach-Sieg. Ich glaube, die Kritik ist mehr Ausdruck einer Riesenverunsicherung der ganzen Branche. Es geht nicht nur um die HFF.

Andere Filmhochschulen werten das Szenenbild-Studium durch einen Master auf. Die HFF schafft diesen Studiengang ab, was nicht nur bei Studenten auf Unverständnis stieß.
Diese Abteilung wurde aus vielen Überlegungen heraus aufgelöst. Das Geld kam dem Studiengang Kamera unter Leitung von Michael Ballhaus zu Gute. Die Studentenvertretung hat übrigens bei der Abstimmung diese Entscheidung mitgetragen. Wir verfügen nur über ein gewisses Quantum an Mitteln, nur die können wir einsetzen. Wenn die entsprechenden Mittel da sind, würden wir gerne wieder zusätzliche Studiengänge starten. Das liegt leider nicht im Ermessen der Hochschule.

Es grummelte schon lange hinter den Kulissen. Aber wenn jetzt HFF-Absolvent und Filmproduzent Christian Becker die Förderung von Genrefilmen anmahnt und Constantin-Vorstand Martin Moszkowicz der HFF vorwirft, an Relevanz verloren zu haben, dann muss Sie das doch ganz schön wurmen.

Natürlich perlen solche Vorwürfe nicht an mir ab. Aber ich kann ganz gut einschätzen, was wir tatsächlich leisten, auch wenn wir dafür nicht immer nur Schulterklopfen kriegen. Auf der anderen Seite nehme ich es gelassen, weil in den letzten Jahren exzellente Genrefilme wie Tim Fehlbaums „Hell” entstanden sind oder wunderbare Komödien wie „Die Hummel” von Sebastian Stern.

Gewünscht ist auch eine Verjüngung des Personals. Der Vertrag des e 65-jährigen Präsidenten Gerhard Fuchs wurde bis 2017 verlängert.
Ich halte eine Mischung aus Erfahrung und jungen Leuten für richtig. Aber keine Sorge: Der Generationenwechsel wird kommen.

Hat sich eine bestimmte bayerische Behäbigkeit breit gemacht?
Ich glaube nicht, dass wir besonders behäbig sind. In den vergangenen zehn Jahren haben wir viele Veränderungen vorangebracht mit neu aufgelegten Programmen, integrativen Ausbildungsgängen und sehr viel mehr Übungen. Das Wichtigste ist, den Studenten Sicherheit zu geben. Und 2013 holen wir die führenden kreativen Köpfe großer erfolgreicher US-Fernsehserien nach München.

Die Studenten fordern auch eine Verstärkung der Betreuung.
Ich nehme diese Forderung persönlich sehr ernst. Nur sind die Studenten nicht alle gleich. Die einen möchten maximale Freiheit, die anderen wollen an die Hand genommen werden, die einen wollen nicht auf Erfolg getrimmt werden, die anderen wollen nur Erfolg. Mit diesen Widersprüchen werden wir konstruktiv umgehen.

Wie geht’s weiter?
Es gibt schon einen Gesprächskreis. Nach diesem reinigenden Gewitter werden wir uns im Herbst zusammen setzen und über Veränderungen und Neu-Konzeptionen diskutieren. Wichtig ist, dass die Initiative von innen herauskommt. Ich bin zuversichtlich.

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