Kritik

Diana Damrau singt Operette

Kurz vor ihrem Auftritt in der neuen "Fledermaus" der Bayerischen Staatsoper erscheint das neue Album der Sopranistin
Michael Bastian Weiß |
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Diana Damrau als Rosalinde in der neuen "Fledermaus" der Bayerischen Staatsoper.
Wilfried Hösl 2 Diana Damrau als Rosalinde in der neuen "Fledermaus" der Bayerischen Staatsoper.
Die Sopranistin Diana Damrau.
picture-alliance/ dpa 2 Die Sopranistin Diana Damrau.

Es gibt derzeit kaum eine zweite Sängerin, in deren Stimme das Lächeln so bildlich hörbar wird, wie bei Diana Damrau. Nicht das gefährliche Lächeln der Femme fatale, vor der frau und man instinktiv Reißaus nehmen, auch nicht das mit Träne im Knopfloch, mit dem eine Frau realisiert, dass sie der verbotenen Liebe entsagen muss. Diana Damrau, gebürtige Bayerin aus dem schwäbischen Barockwinkel, lässt ihren Sopran mit einem übermütig kecken Lächeln erblühen, das alle um sie herum ansteckt und schnell zu einem Kichern werden kann.

Das macht sie zu einer geborenen Operettensängerin, wie ihr sinnfällig mit "Operette - Wien, Berlin, Paris" betiteltes neues Album beweist. Diana Damraus Organ ist von Natur aus zierlich, breitet sich auch in der Höhe und im Fortissimo nicht opulent aus, behält akustisch sozusagen die mädchenhafte Silhouette. Man würde eher nicht an sie denken, wenn man schwere spätromantische Orchesterlieder besetzen müsste, aber in die Figur der Gräfin aus "Capriccio" von Richard Strauss ist sie mittlerweile hineingewachsen. Solche heikel zu balancierende Rollen spielt sie witzig leicht statt divenhaft huldvoll.

Eine Sympathieträgerin

Kein Wunder, dass Diana Damrau auch auf der Bühne ihrem Wesen nach eine Sympathieträgerin ist. An der Staatsoper gab sie in Donizettis "Lucia di Lammermoor" eine unglücklich Liebende, die einem eher kindlichen als dämonischen Wahnsinn verfällt, in Verdis "La Traviata" eine Lebedame, der die Tragik nicht schon beim Auftritt ins Gesicht geschrieben steht.

Nun gibt sie ihr Rollendebüt als Rosalinde in der "Fledermaus" von Johann Strauß Sohn. Naturgemäß wissen wir noch nicht, wie das wird, und auf der Operetten-CD findet sich akkurat eine Arie von Strauß, und die ist aus einem ominösen Opus namens "Das Spitzentuch der Königin"; das Duett "Ein kleiner Flirt" mit Jonas Kaufmann aus "Das Lied der Liebe" zählt strenggenommen nicht, weil es sich hierbei um eine aufpeppende und damit liebevoll verfälschende Bearbeitung einer Nummer aus eben jenem "Spitzentuch" durch Erich Wolfgang Korngold handelt.

Achtzehn Konfektstückchen

Doch auch ohne Ausschnitten aus der "Fledermaus" versammelt Diana Damrau in den 18 hier versammelten Konfektstückchen zufälligerweise genau die Fähigkeiten, die zur mondänen Rentiersgattin Rosalinde passen wie der Sekt in den Kelch und der Sliwowitz in den Gefängniswärter Frosch: Man höre allein Damraus Kunststück, in der Arie der Manon aus "Eine Frau, die weiß, was sie will" von Oscar Straus das Deutsche so spritzig schnäbeln zu lassen, als ob es Französisch wäre; glücklicherweise klingt ihr Französisch in den Nummern aus "Monsieur Beaucaire" und "L'Amour masqué" von André Messager nicht umgekehrt so tiefsinnig wie unsere Muttersprache. Das Münchner Rundfunkorchester unter Ernst Theis schmiegt sich der glanzvollen Sopranistin zart, biegsam und funkelnd begleitend an wie eine strassbesetzte Robe.

Die Sopranistin Diana Damrau.
Die Sopranistin Diana Damrau. © picture-alliance/ dpa



In "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" von Robert Stolz kann die Damrau einen Mann anhimmeln, ohne gleich neurotisch zu wirken. In "Liebe, ich sehn' mich nach dir" aus der "Faschingsfee" von Emmerich Kálmán walzert sie charmant, aber noch so maßvoll, dass andere Liebende ihre Partnerinnen und Partner nicht vorsichtshalber scharf im Auge behalten müssten.

Im Chambre séparée

Der Favorit des Rezensenten ist "Im Chambre séparée" aus der immer noch sträflich vernachlässigten Operette "Der Opernball" von Richard Heuberger, eines von drei Duetten mit Jonas Kaufmann, der hier mehr linkisch auftritt als verführerisch smart. Diana Damrau wickelt ihren Kollegen so gekonnt um den Finger, dass selbst ein Tenor keine Chance hat: so harmlos süß klingt das Lächeln der Damrau.

Diana Damraus Album "Operette" ist bei Erato erschienen. Die Premiere der "Fledermaus" von am 23. Dezember um 18 Uhr im Nationaltheater, Restplätze an der Abendkasse

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