Deutscher Medienpreis: Ein Clown für Merkel
Sie ist eine "Orientierungsfigur der Politik" - so heißt es in der offiziellen Begründung der Jury. Die Kanzlerin wird mit dem „Deutschen Medienpreis“ ausgezeichnet und plaudert auf Russisch mit der Netrebko.
Mit ihrer Laudatorin konnte die Bundeskanzlerin sogar ein bisschen auf Russisch parlieren: Sopranistin Anna Netrebko hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern Abend in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis 2009 verliehen. Merkel sei „eine wunderbare Frau“ und eine „starke Politikerin“, flötete die Netrebko. „Ich bewundere ihre Intelligenz und ihre Diplomatie.“
Überschwänglich liest sich auch die offizielle Begründung der Jury (bestehend aus mehreren deutschen Chefredakteuren): Merkel setze sich konsequent für die Menschenrechte ein, sie sei „zentrale Orientierungsfigur der Politik“. Sie werde geehrt für ihre „Verlässlichkeit und Berechenbarkeit“. Ob damit wohl das derzeit ziemlich verlässliche und berechenbare Merkelsche Schweigen gemeint ist? Nikolaus Brender, von CDU-Vize Roland Koch geschasster ZDF-Chefredakteur, konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Merkel ist berechenbar vor allem in dem, was sie nicht gesagt hat.“
Zu den Gratulanten gehörte unter anderem US-Außenministerin Hillary Clinton, die sich per Videobotschaft zuschalten ließ. „„Sie haben alles getan, um in der Politik etwas zu erreichen“, sagte Clinton. Sie sind eine nicht aufzuhaltende Frau.“ Clinton hatte den Preis 2004 selbst erhalten – genauso wie Merkels Vorgänger im Kanzleramt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder.
Auch Nelson Mandela, Francois Mitterand, Jassir Arafat, Kofi Annan und der Dalai Lama gehörten bisher zu den Preisträgern.
Im Publikum saßen gestern 150 geladene Gäste, darunter die TV-Moderatoren Kai Pflaume, Johannes B. Kerner und Sabine Christiansen, Fußballkommentator Günter Netzer, Unternehmer Wolfgang Porsche und Netrebkos Lebensgefährte, der Bariton Erwin Schrott.
Der von Media-Control-Chef Karlheinz Kögel 1992 erfundene Preis ist undotiert und besteht lediglich aus einer Skulptur, die jedes Jahr anders aussieht. Heuer war sie ein surrealistisch verschnörkeltes Gebilde, das entfernt an eine Art Clown mit Löchern erinnert. Dass die Skulptur schwarz-rot gefärbt ist, hat aber sicher keine Bedeutung.
Merkel selbst zeigte sich geehrt und lobte die Verleiher: „Medien sind Motoren der Willensbildung in Staat und Gesellschaft. Freie Medien sind ein besonderes Kulturgut.“ Allerdings räumte Bundeskanzlerin Angela Merkel ein: „Ich glaube, ich bin gelegentlich etwas störrisch zu den Medien.“ Aber jetzt, nach dem Preis, werde sie „vielleicht etwas freundlicher sein“. Na so ein Glück. zo